Arrival
Die feurrote Kutsche, gezogen von zwei weißen Pferden, hob sich deutlich von den Bäumen und verdorrten Sträuchern ab, als sie in einer ungeheuren Geschwindigkeit durch den Wald donnerte. Hätte sich ihr jemand in den Weg gestellt – der Kutscher hätte nicht garantieren können, dass er den Wagen zum Stehen hätte bringen können.
»Oh Gott, mir wird schlecht«, murmelte Prinzessin Cazadora und lehnte sich zurück; bereits vor der Fahrt war ihr mulmig zumute gewesen aufgrund der Mission, die man ihnen alle anvertraut hatte, und der rasante Fahrtstil trug keineswegs dazu bei, dass sich ihr Zustand verbesserte.
»Sind wir bald da?«, fragte Prinzessin Starevolution, als sie kurz die Samtvorhänge zur Seite schob, um einen Blick ins Freie werfen zu können. Viel konnte sie jedoch nicht erspähen; Baum um Baum zog sich an ihnen vorbei.
»Himmel, es würde mich jetzt nicht einmal mehr wundern, wenn wir ständig nur im Kreis herumfahren«, antwortete Prinzessin Uruha, als auch sie neugierig herauslugte.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf die Lippen des einzigen Prinzen in dieser Runde: Leopardenfeder. »Jetzt beruhigt euch einmal, meine Lieben. Wir kommen schon bald an.«
»Es wird vermutlich nicht mehr lange dauern«, stimmte Prinzessin Cremefluss ihr zu und warf einen freundlichen, aufmunternden Blick in die Runde.
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»Oh, mein Gott, mir ist so schlecht…« Haben wir diese Worte nicht schon einmal gehört? Aber nun gut, dieses Mal war es Prinz Kayo, aus dessen Mund sie kamen und der sich im Augenblick über die Reling des Schiffes beugte – nicht nur um frische Luft zu schnappen, sondern auch auf Anordnung von Prinz Traumwiese, die Mitleid mit dem Kapitän hatte, der schon außer sich war, als sich Prinzessin Wassersturm übergeben hatte.
Besagtes Mädchen saß nun gemeinsam bei den beiden Prinzessinnen MagentaFlower und SnowWhite, die ihr Bestes gaben, um sie von der Schiffsfahrt abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen, damit sie nicht in Versuchung geriet, ihren Magen erneut leeren zu wollen.
Ein stürmischer Wind hatte das Schiff vom Weg abkommen lassen, weshalb die kleine Gruppe womöglich nicht in absehbarer Zeit wieder festes Land unter den Füßen spüren würde. Ein Fakt, den nur Prinzessin Schmetterlingspfote anscheinend nicht zu stören schien, die inzwischen in ein Gespräch mit Traumwiese vewickelt wurde.
»Das Wetter sieht aber nicht gerade feierlich aus«, sprach Traumwiese ihre Sorgen aus mit einem kurzen Blick gen Himmel, der sich immer mehr verdunkelte, obgleich die Uhr vier Uhr Nachmittag schlug. »Ich hoffe, es kommt kein Unwetter auf.«
»Oh Gott, bitte nicht«, hörte man Wassersturm jammern, die die Aussage Traumwieses aufgeschnappt hatte.
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»Woaah, ich bin noch nie geflogen«, rief Prinzessin Baumschläferin aus, nachdem der Heißluftballon abgehoben war und sich nun über den Wolken befand. Man hörte ihr die Entzückung geradewegs aus ihrer Stimme heraus, obgleich ihr gleichzeitig bang war, dass sie jederzeit abstürzen würden.
Für Prinzessin Lichtermeer wiederum war Fliegen etwas, was völlig natürlich war – schließlich hatte sie seit der Erfindung des Heißluftballons bereits diverse Flüge in die Vereinigten Staaten hinter sich -, weshalb sie mit dem Ganzen durchaus vertraut war und sich nun entspannt zurücklehnen konnte, denn Aufregung verspürte sie bei diesem Fortbewegungsmittel schon lange nicht mehr. Neben ihr hatte sich Prinzessin Palmkätzchen hingesetzt und rege unterhielten sich die beide.
Prinzessin Lollipop auf der anderen Seite war nun alles andere als glücklich darüber, die feste Erde unter ihren Füßen für diesen wackeligen Korb hatte verlassen zu müssen, und stumm vor Angst klammerte sie sich nun an Prinzessin Windtänzers Arm, die die Angst ihrer Freundin zu teilen wusste. Auch sie fühlte sich eher unwohl und sah der Ankunft bereits mit Freuden entgegen.
Das einzig Positive am Heißluftballon war, dass sie vermutlich von all jenen Prinzen und Prinzessinnen am ehesten an diesem verwunschenem Schloss ankommen würden – ob dies jedoch etwas Gutes war, ließ sich durchaus infrage stellen.
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»Also. Warum genau müssen wir laufen?« Der Missmut stand Prinzessin Kyssai im Gesicht geschrieben, als die kleine Gruppe, bestehend aus vier Personen, nun bereits seit dem Morgengrauen durch den endlos langen Wald stampften. »Kayo hat erzählt, dass sie mit dem Schiff anreisen. Wieso verdammt nochmal laufen wir?! Können wir kein geiles Transportmittel bekommen?«
Während Prinz Finn zu ihrer Rechten, der ein wenig überfordert mit der Laune der Prinzessin war, nur ausweichend mit den Achseln zuckte – Herr Gott, das Mädchen wirkte bissig wie sonst etwas, er wollte nicht schlecht bei ihr dastehen -, schaffte Prinzessin Kassiopeia es doch wirklich, über jede vorhandene Wurzel zu stolpern, die aus dem Boden herausragte. Manchmal fragte man sich echt, ob dieses Wesen mit zwei linken Füßen geboren worden war.
Prinz Blütentanz derweil war im Gegensatz zum Rest bester Laune und überschwänglich schwirrte er um die Gruppe herum; man merkte ihm deutlich an, dass er sich auf das Kommende freute, einerlei, wie gefährlich es werden könnte.
Die anderen Drei konnten seine Stimmung nicht im Geringsten nachvollziehen; sie selbst waren nicht daran gewohnt, sich so lange bewegen zu müssen. Zudem hatten sie auf den Großteil ihrer Dienerschaft verzichten müssen und nur ein alter Mann, der das Gegenteil von Redseligkeit verkörperte, leistete ihnen Gesellschaft und führte sie durch den Wald.
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Die Sonne war just hinter dem Horizont verschwunden, als der Heißluftballon landete – doch kaum hatten die Prinzessinnen wieder Boden unter den Füßen, wünschten sie sich bereits, wieder abreisen zu dürfen.
Der Landeplatz war nichts Geringeres als ein verkommener Schlossgarten, verwildert, verdorrt – und alles andere als einladend. Vor ihnen ragte ein verfallenes Schloss in die Höhe mit Türmen, die den Anschein erweckten, jede Sekunde auseinanderzufallen.
Windtänzer schluckte bei dem Anblick und blickte sich hilfesuchend nach jemanden um, der sie empfing. Eventuell einer der Magier, die ihnen diese Aufgabe auferlegt hatte.
Denn obgleich sie alle für diese ruhmreiche Mission ausgewählt worden waren… keiner von ihnen wusste doch so recht, was genau sie tun sollten. Sie alle hatten von dem Biest gehört, das in baldiger Zukunft den Untergang der Welt für sich verantworten würde. Es war ihre Pflicht, es davon abzuhalten, koste es, was es wolle. Und dennoch wünschten sie sich nun, geborgen in ihrem schönen Himmelbett zu liegen und diese Aufgabe jemand anderem zu überlassen.
»Sollen wir einfach reingehen?«, fragte Lollipop und brach die unangenehme Stille, die die Gruppe umfangen hatte.
Auch wenn jemand hätte antworten wollen, wäre er nicht mehr dazugekommen, denn im selben Moment kam eine gewaltige Kutsche angedonnert, die eine riesige Staubwolke aufwirbelte, als sie zum Stillstand kam. Das Wiehern der Pferde durchschnitt die Luft und nacheinander stiegen die Insassen aus. Auch sie schienen sich unsicher über das, was nun auf sie zukommen würde.
»Guten Tag, meine Damen«, begrüßte Leopardenfeder die bereits angekommene Gruppe, nachdem er seine Kleidung zurechtgezupft hatte.
Seltsame Blicke, schüchterne Begrüßungen und Vorstellungen wurden gewechselt, ehe sie alle nur dastanden und sich anstarrten. Überforderung ließ sich auf jedem einzelnen Gesicht ablesen.
Uruha räusperte sich. »Ja… und was nun?«
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Zurselben Zeit stieß das Schiff an Land – den restlichen Weg sollte die Gruppe per Fuß zurücklegen. Etwas, worüber sich die wenigsten nach der doch eher unerfreulichen Fahrt freuten.
»Aber man kann jetzt schlecht etwas dagegen machen.« Ein resigniertes Seufzen kam über Schmetterlingspfotes Lippen und unzufrieden ließ sie ihren Blick durch die Runde schweifen. Sie war die Einzige, die aufrecht stand und wirkte, als ob sie nun weiterlaufen möchte, denn der Rest hatte sich trotzig auf den Boden gesetzt – mit der Absicht, eine kleine Pause einzulegen, um sich von der gegen Ende hin nochmal turbulenter gewordenen Schiffsfahrt zu wiederholen.
SnowWhite erhob sich jedoch, um sie nicht alleine stehen zu lassen, und meinte an die anderen gewandt, »Wir sollten weiter, bevor die Sonne untergeht. Bei Nacht möchte ich bestimmt nicht durch den Wald.«
Ihre Augen glitten zu ihrem grimmigen Steuermann, der nun anscheinend auch für den Rest der Reise ihr Wegweiser werden würde. »Er sieht auch nicht so aus, als ob er lange auf uns warten wird. Im Dunkeln und komplett alleine möchte ich den Weg erst recht nicht bestreiten.«
»Kayo!« Wie aus dem Nichts stürmten zwei weibliche Gestalten aus dem Wald heraus und warfen sich um die Prinzessin, die noch immer recht blass um die Nase aussah. Es handelte sich hierbei um Kassiopeia und Kyssai – einer der Zwei, die dazu verdammt worden waren, von Anfang an laufen zu müssen.
Hinter ihnen kamen auch Finn und Blütentanz angejoggt und ehe man sich versah, war die Gruppe um vier weitere Royalen und einen stummen Alten gewachsen.
Doch auch hier stellte sich nun die Frage, wie es weitergehen sollte, denn gerade die wandernde Gruppe war allmählich am Ende ihrer Kräfte…
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Optionen für Team Feuer und LuftFL1 – Du wartest in dem eher weniger einladenden Schlossgarten darauf, dass irgendjemand zu dir kommt – sei es einer der Magier, die dich zu diesem Auftrag überredet hat, oder sonst irgendjemand, da du nicht blindlings in die nächstbeste Fallgrube laufen möchtest.
FL2 – Du kriegst kalte Füße und entscheidest dich, dass es lieber besser wäre, wieder abzureisen, weil du dich der Aufgabe nicht gewachsen fühlst. Schleunigst nimmst du also deine Beine in die Hand und verschwindest so unauffällig wie möglich in den Wald.
FL3 – Wagemutig wie eh und je stellst du dich der Herausforderung und begibst dich in die Eingangshalle. Von der ersten Sekunde an bist du bereit, dein Leben aufs Spiel zu setzen, um die Welt von diesem bösartigen Biest zu befreien.
FL4 – Du siehst es als eine unkluge Entscheidung, ohne konkreten Plan hineinzustürmen, möchtest aber auch nicht untätig sein? Aus diesem Grund umrundest du erst einmal das Schloss und hältst die Augen offen nach Hinweisen und ähnlichem.
Optionen für Team Wasser und ErdeWE1 – Ehe dir die Führer am Ende noch weglaufen, folgst du ihnen lieber; schließlich sind sie die Einzigen, die überhaupt eine Ahnung davon haben, wie das Ganze nun weitergehen soll. Zudem hast du Angst, vor Einbruch der Nacht noch im Freien zu sein. Wer weiß, welche gefährlichen Tiere in der Dunkelheit aus ihrem Versteck herauskriechen? Da die beiden jedoch getrennte Wege gehen, entscheidest du dich für den stummen, alten Mann, da du das Gefühl hast, dass von ihm die geringste Gefahr ausgeht.
WE2 – Allein der Anblick des alten Mannes lässt dir kalte Schauer den Rücken hinunterlaufen und so bevorzugst du es eher, dem grimmigen Steuermann zu folgen, der – trotz seiner permanent schlechten Laune – noch am ehesten wie ein normaler und zivilisierter Mensch aussieht.
WE3 – Trotz und Müdigkeit haben die Oberhand gewonnen und so bleibst du einfach an Ort und Stelle sitzen. So groß wird die Umgebung hier schon nicht sein und ein gigantisches Schloss kann man nicht übersehen… oder? Du vertraust darauf, dass du schon irgendwie alleine klarkommen wirst und möchtest dich jetzt erst einmal ausruhen.
WE4 – Sowohl der Steuermann als auch der alte Mann erscheinen dir doch etwas sehr suspekt und so entscheidest du dich dazu, den restlichen Weg ohne sie zu beschreiten. Auf eigene Faust brichst du auf, um den Auftrag zu erfüllen, der das Schicksal der Welt besiegeln wird.