Irgendwo in SendaiEine bleierne Stille hatte sich über die Szenerie gelegt, eisige Kälte ließ den Atem der beiden Jugendlichen vor ihren Mündern zu Wolken verkommen, welche sich innerhalb weniger Augenblicke in Wohlgefallen auflösten. Die Atmosphäre war nicht direkt unangenehm, jedoch spürten beide, dass etwas in der Luft lag. Unheilverkündend wie das sanfte Prickeln auf der Haut vor einem nahenden Sturm. Zwischen ihnen herrschte nun schon einige Zeit eine gewisse Spannung, doch wusste keiner sie wirklich zu greifen. Zu tief saß die Angst etwas in die Wege zu leiten, etwas an ihrer Freundschaft zu ändern und sie schließlich zu verlieren. Heiß und schwer drückte das kleine unscheinbare Paket, welches versteckt in Hajimes Rucksack verborgen lag, auf die, eh schon angespannten Nerven des Außenangreifers. Sollte er es wagen? Eigentlich schenkten sie sich nichts zu Weihnachten, das machte man in einer normalen Freundschaft einfach nicht. Aber dieses Jahr war es anders. Dieses Jahr war alles anders.
Heftig pochte Iwaizumi das Herz in der Brust, es galoppierte ihm mit einer Geschwindigkeit gegen die Rippen, die ihm einen Augenblick den Atem raubte. Toru derweil ließ seine Finger sanft über den Eisenzaun zu seiner rechten gleiten, seine Augen wanderten unfokussiert umher, während der Knoten in seinem Magen immer weiter anzuschwellen drohte. Er war nervös. Wobei nervös wahrscheinlich gar kein passender Ausdruck für sein rasendes Herz und seine schwitzigen Hände war. Immer wieder schielte er unauffällig zur Seite, musterte das ruhige Gesicht seines besten Freundes und biss sich dabei unbewusst auf die Unterlippe. Schon seit Monaten – nein seit Jahren – brannten ihm diese verhängnisvollen drei Worte auf der Zunge. Ob er sie jemals aussprechen würde? Seufzend wandte der Zuspieler sich ab, trat gegen eine Dose auf dem Fußweg und beobachtete mit zusammengefallenen Schultern, wie sie laut scheppernd über den Asphalt rollte und anschließend gegen eine Hauswand stieß. Zwar brachte ihm das einen fragenden Blick von Hajime ein, doch schüttelte Oikawa nur den Kopf. Es war nicht der richtige Augenblick.
„Toru?“Mit einem subtilen Lächeln auf den Lippen beobachtete der dunkelhaarige, wie sein bester Freund sich irritiert zu ihm herumdrehte. Er wusste selbst nicht was ihn geritten hatte, doch war er nicht mehr in der Lage dieses Gewicht auf seinem Rücken – und seinem Herzen zu tragen.
„Hm?“ Der brünette Zuspieler sah müde aus, leichte Ringe zeigten sich unter seinen Augen, obwohl er offensichtlich versucht hatte sie mit Makeup abzudecken. Die Verwirrung stand ihm offen im Gesicht und dieser Anblick allein schaffte es, Hajime triumphal grinsen zu lassen.
„Ich weiß, es ist noch ein wenig früh, aber ich kann ehrlich gesagt einfach nicht mehr warten.“ Ohne noch etwas dazu zu sagen, ging er auf die Knie, öffnete seinen Rucksack und holte ein kleines, in türkises Papier gewickeltes Kästchen aus der vorderen Tasche. Auffordernd hielt Iwaizumi es seinem sprachlosen besten Freund hin.
„Aber wir schenken uns doch gar nichts…“ Sagte dieser nur, nachdem er das Geschenk einige Augenblicke angestarrt hatte wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Eine leichte Röte breitete sich ausgehend von seinem Nacken in seinen Wangen aus und selbst ein Romantiklegastheniker wie Hajime musste zugeben, dass dieser Anblick absolut hinreißend war.
„Frohe Weihnachten, Toru.“ Sagte er nur, schmunzelnd, während er beobachtete wie die zitternden Finger des Zuspielers sein Geschenk öffneten.
„Iwa… was?“ Stockend intensivierte sich die rote Farbe im Gesicht Oikawas, als er den kleinen silbernen Schlüsselanhänger aus der Halterung nahm und nahe an sein Gesicht führte. Es war ein unauffälliger Alienkopf der nun vor seiner Nase baumelte.
„Schau mal.“ Selbst die Finger des Angreifers zitterten, als er den Anhänger aus der Hand nahm. Dann drehte er ihn um und zeigte auf die Gravur an der Innenseite.
„Shittykawa?!“ Empört verschränkte Toru die Arme vor der Brust, grinste jedoch über das ganze Gesicht. Seufzend griff nun Hajime in seine Hosentasche und holte seinen eigenen Schlüssel hervor, an dem ein identisch großer Anhänger mit der Silhouette von Godzilla baumelte. In seinen war jedoch ein dezentes
„Iwa-chan“ eingraviert, was ein sehr Niedliches quietschen aus seinem besten Freund herauslockte.
Dann jedoch entdeckte Toru einen kleinen zusammengefalteten Zettel, der in der Schachtel verblieben war und schnappte sich seinen Anhänger, um ihn in seiner Jackentasche zu verstauen, bevor er sich den Zettel nahm und vorsichtig öffnete. Ab diesem Punkt war es Iwaizumi, der der festen Überzeugung war im nächsten Moment ohnmächtig zu werden. Ganz genau konnte er erkennen, wie die Augen des Zuspielers riesig wurden, wie er ihn anblickte und wie sein Mund ein kleines bisschen zu weit offenstand, um noch als Zufall durchzugehen.
„Iwa…“ Offensichtlich total verwirrt umklammerte sein bester Freund den Zettel und unbeholfen legte Hajime sich eine Hand in den Nacken.
Toru selbst hatte ja mit einigem gerechnet. Vor Weihnachten noch einmal saftig von Iwa geboxt zu werden zum Beispiel. Oder die Ansage, er sollte sich nicht erkälten, da sie Neujahr gemeinsam zum Schrein gehen wollten. Doch mit dem was er nun erhalten hatte war er mehr als überfordert. Dieser Anhänger… war mehr, als er je zu hoffen gewagt hatte und dann lag da auch noch dieser kleine Zettel. Zuerst dachte er, der Schnipsel wäre aus Versehen in der Schachtel gelandet, doch kaum faltete er ihn auf, blickte er einem subtilen
„Ich liebe dich“ Schriftzug entgegen, in der typischen unsauberen Handschrift, die Hajime schon seit der Grundschule begleitete.
„Meinst du das ernst?“ Fragte der brünette Oberschüler verwirrt, blickte von dem Zettel zu seinem besten Freund und wieder zurück.
„Natürlich meine ich das ernst, Dummkopf!“ Brummend senkte Hajime den Blick, bevor er erschrocken aufkeuchte. Mit mehr Wucht als erwartet krachte Oikawa in ihn hinein, die verloren den Boden unter den Füßen und landeten gemeinsam auf dem schneebedeckten Boden.
„Das war jetzt aber anders klischeehaft“ Schmunzelte Oikawa nur, schüttelte sachte den Kopf, während er sich mit den Armen neben seinem besten Freund auf dem Boden abstützte, um nicht sein ganzes Gewicht auf Hajime zu verteilen.
„Ich hatte nie vor es dir zu sagen… aber…“ Der angesprochene ging gar nicht weiter auf die Worte Torus ein, nun waren es seine Wangen die sich langsam rot zu färben begannen. Nun einen gewissen Mut gefasst beugte der Zuspieler sich vor und verschloss die, sich bewegenden Lippen Iwaizumis mit seinen.
"Merry Christmas, " I wrapped it up and sent it
With a note saying "I love you, " I meant it~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Itsuki Heldenargentur – Tokyo“Itsuki-san Itsuki-san!” Deutlich irritiert blickte der Angesprochene auf, seine grünen Augen verengten sich zu Schlitzen, während er sein Handy auf dem Schreibtisch ablegte und abwartend zu der weißhaarigen aufschaute, die mit bebender Brust in seiner Bürotür zum Stehen kam. Sie hielt einen Stapel Zettel in den zitternden Händen und ließ diese auf den Tisch fallen, wo sie auseinanderstoben und beinahe zu Boden segelten.
„Was ist denn überhaupt los.“ In einer flüssigen Bewegung war der Profiheld von seinem Stuhl aufgestanden und half seinem neusten Sidekick dabei die Papiere zu sortieren. Darunter erkannte er einige alte Fallakten und eine tiefe Falte breitete sich zwischen seinen Augen aus. Nachdenklich blätterte er durch die Seiten, legte dabei den Kopf schief und biss sich unterbewusst auf die Unterlippe. Er wollte es nicht zugeben, aber er wusste ganz genau wieso gerade ihm dieser Aktenhaufen zugetragen worden war.
„Es ist… es ist... Er ist zurück.“Heftig zerrte der Wind an seinem Anzug, sein Blick war gelangweilt in die Ferne gerichtet, während er mit dem Rücken gegen die Stahlträger des Gerüsts lehnte, auf welchem er sich eingefunden hatte, um die Umgebung im Auge zu behalten. Träge wogen seine braunen Locken im Wind, während das Cape um seine Schultern aufgeregt flatterte. Er war lange nicht mehr hier gewesen, fast ein Jahr, wenn er es richtig in Erinnerung hatte. Leise seufzend sah er dem Schnee beim Fallen zu, schüttelte anschließend den Kopf und wandte sich von der Skyline der Stadt ab. Plötzlich wurde er an der Schulter zurückgezogen und eine behandschuhte Hand presste sich fest auf seine Lippen.
„Du hättest nicht wiederkommen sollen.“ Raunte eine tiefe Stimme an seinem Ohr und sofort schoss eine hartnäckige Gänsehaut über seinen gesamten Körper. Der Griff über seinen Lippen wurde fester, der Geschmack von Leder auf seiner Zunge ließ ihn angespannt schlucken.
Er hatte recht. Miruku war bewusst, dass es schlauer gewesen wäre nie nach Tokyo zurückzukehren. Nicht nach…
„Glaubst du wirklich, dass du mein Leben in Trümmer legen kannst, nur, um dann zu verschwinden und mir nichts, dir nichts ein Jahr später hier aufzutauchen?“ Deutliche Wut ließ die dunkle Stimme an seinem Ohr zittern und die Anspannung zwischen ihnen war mehr als greifbar. Dann legte sich kaltes Metall über seinen Mund, und bedeckte ihn vollkommen, um ihn vom Sprechen zu hindern.
„Wir wollen ja verhindern, dass du anfängst zu singen, nicht?“ Knurrend ließ der Held von ihm ab, stieß ihn beiseite, wo er aufgrund der schieren Kraft seines Gegners beinahe vom Gerüst fiel. Und dann sah er ihn in voller Pracht. Dunkles Leder schmiegte sich an seinen muskulösen Körper, mintfarbene Musterungen zogen sich über das Material an seinen Armen und Beinen und eine dunkle, schmal geschnittene Maske umrahmte seine wütend blitzenden grünen Augen. Itsuki war sauer. Und das merkte er nun, wo sie sich gegenüberstanden, noch einmal um einiges deutlicher.
Es konnte einfach nicht sein. Es konnte nicht der Ernst dieses beschissenen Möchtegern-Schurkens sein genau jetzt, genau zu dieser Zeit wieder in dieser verfic.kten Stadt aufzutauchen. Fest hatte der Held die Zähne zusammengewissen, während zu dem Menschen aufschaute, von dem er gehofft hatte, ihn nie wieder sehen zu müssen. Und er sah noch genauso aus, wie in seinen Erinnerungen. Seine Augen noch immer von solch einem sanften Braunton, dass es ihm beinahe den Boden unter den Füßen wegriss. Er wollte schreien und um sich schlagen, während dieser Bastard einfach nur mit großen Augen auf ihn herabblickte und sich innerlich wahrscheinlich wieder über seine Größe lustig machte. Aber nicht mit ihm. Er war im vergangenen Jahr stärker geworden, hatte Herausforderungen gemeistert und nun sollte ihn genau dieser Mann aus dem Konzept bringen, den er mehr als sein halbes Leben lang geliebt hatte, ohne zu wissen, dass er ein Schurke war? Das er Menschen getötet hatte? Heftig schüttelte der Profiheld den Kopf, biss die Zähne noch etwas fester zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Er durfte Miruku nur nicht zu Wort kommen lassen. Auf keinen Fall, dann wäre er vollkommen verloren.
„Warum bist du nicht einfach dortgeblieben, wo du dich das ganze beschissene Jahr über versteckt hast, huh?“ Sichtlich verletzt musste er den Blick abwenden, verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich auf das Gerüst, die Beine über dem Abgrund. Solange sein Gegner keinen Zugriff auf seine eigene Stimme hatte, war er immer noch der Stärkere von ihnen. Es gab nichts, wovor er Angst haben müsste. Mit den filigranen Fingern, die ohne Vorwarnung auf seine Kopfhaut trafen, hatte er jedoch nicht gerechnet. Sofort versteifte sich sein gesamter Körper, die Luft vibrierte, während Itsuki den Impuls bekämpfte diesen maskierten Idioten mithilfe seines Quirks einmal durch die Stadt zu katapultieren. Flehende braune Augen schauten ihn an, während der, beinahe vollkommen in weiß gekleidete Schurke neben ihm auf die Knie ging, um auf selber Höhe mit ihm zu sein.
„Ich öffne den Mundschutz nicht, das kannst du vergessen!“ Angepisst knurrend wandte er sich ab, entfernte mit einem zischen die Hand aus seinen Haaren und sprang auf die Beine.
Es tat weh. Es tat weh Itsuki so zerstört und wütend zu erleben. Und das auch noch seinetwegen. Aber er konnte auch nichts dagegen tun. Er war nicht in der Lage sein gesamtes Wesen zu ändern, sich als Person zu ändern, um in das verquere Bild dieser abgewrackten Gesellschaft zu passen. Bedauernd verdunkelte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht, während er an seinen Handschuhen zupfte. Sein ehemaliger Partner machte mehr als deutlich, dass er ihn nicht in seiner Nähe haben wollte und er hatte jedes Recht dazu, doch verlangte sein Herz einfach nach diesem Mann. Nach diesem Helden, der nun wieder vor ihm Stand und mit flammenden Augen zu ihm hinaufsah. Mit geschickten Fingern öffnete Miruku den Mundschutz und ließ ihn anschließend unbeachtet zu Boden fallen.
„Glaubst du wirklich sowas würde mich aufhalten?“ Fragend hob er eine Augenbraue, was durch das weiße Material seiner Maske jedoch weitestgehend verborgen blieb. Kurz wirkte Itsuki verwirrt, bevor seine Gesichtszüge sich wieder glätteten und er bedrohlich einen Schritt auf ihn zutrat. Dabei huschte deutlich der emotionale Schmerz über sein Gesicht, welcher ihn wohl im vergangenen Jahr nicht nur einmal heimgesucht hatte.
„Sei nicht so unsicher Itsu-chan. Ich hab meinen Quirk noch nie gegen dich eingesetzt.“ Abwartend schnalzte der brünette junge Erwachsene mit der Zunge, bevor er den Blick abwandte und sich in einer Bewegung die Maske von den Augen zog.
„Du bist mir wichtig… und ich will das hier nicht einfach so… gegen die Wand fahren lassen wie das letzte Mal.“ Nun zeigte sich Unsicherheit auf den Zügen Mirukus, welcher nun seinerseits die Verteidigungshaltung, die er konstant aufrechterhalten hatte, fallen ließ.
„Ich bin ein Profiheld. Ich kann… ich darf keine Gefühle für jemanden haben, der sich gegen das Gesetz entschieden hat.“ Nun deutlich ruhiger erwiderte der dunkelhaarige in der schwarzen Kluft den verzweifelten Blick und zog sich nun selbst die Maske von den Augen.
„Ich kann aber auch nichts dagegen tun was… oder wer ich bin. Wir werden von der Gesellschaft so gemacht und suchen uns diesen Weg nicht aus.“ Vorsichtig, als würde er sich einem verschreckten Tier nähern, versuchte er näher an Itsuki heranzukommen, legte ihm vorsichtig seine behandschuhten Finger an die Wange, welche schon seit einigen Tagen nichtmehr rasiert worden war.
Er war schwach. Miruku gegenüber war er schon immer schwach gewesen und nun, wo er direkt vor ihm stand, ihn mir solch warmen Augen ansah und ihn so sanft berührte, konnte er einfach nicht anders als sich leicht in die Berührung hineinzulehnen. Vorwitzige Finger spielten mit den stacheligen Strähnen an seiner Stirn. Vielleicht waren er und Miruku zu verschieden. Vielleicht waren sie nicht in der Lage eine harmonische Beziehung zu führen. Sie waren Feinde, doch er konnte sich nicht vorstellen jemals wieder einen Menschen so sehr zu lieben wie ihn.
A face on a lover with a fire in his heart
A man under cover but you tore me apart~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Garreg Mach KlosterEs war verdammt kalt. Das war das erste was Isaiha auffiel, als er die schützende Wärme seines Zimmers verließ, und an den Schlafquartieren seiner Kameraden vorbeistiefelte. Der Schnee lag hoch, bedeckte den Boden in einer Schicht fast bis zu seinen Knien und seine Stiefel waren nach wenigen Metern bereits so durchweicht, dass ihn das Bedürfnis überkam einfach wieder umzudrehen. Doch er hatte eine Mission. Fest umklammerte er seine Umhängetasche, zog die Jacke, die er trug, noch näher an seinen Körper und unterdrückte den Impuls zu Niesen, als eine einzelne Schneeflocke protestierend auf seiner Nase landete. Dieses Wetter war doch wirklich vollkommen beschissen. Leise in sich hinein fluchend lief er an den Unterrichtsräumen vorbei, hielt dabei die Augen offen und suchte nach einem bekannten Braunschopf, welcher sich jedoch nicht finden lassen wollte. Wo war dieser Idiot denn schon wieder? Seufzend legte der Schüler sich Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel und warf anschließend seinen Blick in den Aufenthaltsraum der Black Eagles – konnte niemanden erkennen, der ihm auf Anhiebt würde helfen können. So ein Mist. Musste er jetzt das ganze Gelände nach diesem Dummkopf durchsuchen?
Kurz überlegte Isaiha seine Pläne doch nochmal über den Haufen zu werfen, doch hatte er schon immer eher zu den sturen Persönlichkeiten gehört und nur, weil die Flachpfeife mal wieder meinte vom Erdboden verschwinden zu können, hieß das nicht, dass er ihm auf lange Sicht entkommen konnte.
„Suchst du wen?“ Erschrocken fuhr der dunkelhaarige herum, fasste sich ertappt auf die Brust und musste den Kopf ein wenig in den Nacken legen, um dem zweitgrößten Idioten auf diesem Planeten in die haselnussbraunen Augen schauen zu können. Schnee hatte sich auf seinem roten Haar abgesetzt und das lässige Grinsen löste in Isaiha den Impuls aus die Augen zu verdrehen.
„Hast du Oliver gesehen?“ Fragte er also nur, verschränkte die Arme vor der Brust und tippte mit der Fußspitze auf den Boden – was man jedoch aufgrund der schieren Schneemenge nicht erkennen konnte.
„Der müsste auf dem Trainingsgelände sein. Wie immer in letzter Zeit.“ Kurz legte Sylvain sich eine Hand ans Kinn, legte den Kopf schief und nickte dann.
„Der ist genauso versessen wie Felix.“ Damit wandte der rothaarige sich ab, fuhr sich einmal mit der Hand durch die Haare und machte sich auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum der Blue Lions.
Eigentlich, wenn er ganz genau darüber nachdachte, sollte ihn der Aufenthaltsort seines go-to-Rivalens wirklich nicht weiter wundern. Wenn er nicht gerade schlief oder im Speisesaal mit irgendwelchen Mädchen flirtete – da konnte er Sylvain wirklich Konkurrenz machen – fand er sich eigentlich immer auf dem Trainingsgelände ein und schlug mit seinem Schwert solange auf die Puppen ein, bis sein Handgelenk dem Druck nicht mehr standhielt. So ein Idiot. Die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben bewegte Isaiha sich also weiter über das weite Gelände, versteckte seine Nase im blauen Stoff des Schals, den er sich Geistesgegenwärtig in seinem Zimmer noch um den Hals gewickelt hatte. Es war wirklich unverschämt kalt.
Eins, zwei, drei… In gleichmäßigen Abständen ließ Oliver eine Holzatrappe eines Schwertes durch die Luft segeln, bis es auf das Material der Trainingspuppen traf, die wie in einem Halbkreis um ihn herum aufgestellt waren. Schweiß stand ihm auf der Stirn, immer wieder musste er sich mit dem Handrücken die Haare aus dem Gesicht schieben, während seine Jacke bereits irgendwo hinter ihm in Vergessenheit geraten war. Ihm war unglaublich warm, doch gab es keinen Grund sein Training abzubrechen. Ihn erwartete sowieso nichts Spannendes. Seufzend ließ er die Waffe um seinen Körper Kreisen, schwang sie in einem hohen Bogen und versenkte sie daraufhin in einer flüssigen Bewegung tief in der Puppe, die direkt vor ihm stand. Genau in dem Augenblick flog die Tür hinter ihm auf. Erschrocken fuhr Oliver herum, versuchte das Holzschwert dabei aus seinem armen Opfer zu ziehen und verlor dabei das Gleichgewicht und landete mit einem Japsen schmerzhaft auf dem Hintern.
„Schreckhaft wie immer, huh?“ Mit einem subtilen Grinsen auf den Lippen trat Isaiha in den Schein der gedimmten Lampe und unzufrieden stellte er fest, wie der Blue-Lions-Schüler seine dunklen grünen Augen über seine, auf dem Boden hockende Gestalt wandern ließ.
„Du hättest auch einfach klopfen können!“ Stellte er mit vorgeschobener Unterlippe fest, rappelte sich auf und zog nun endlich seine Waffe aus der Trainingspuppe.
„Warum bist du hier? Keine Lust mehr deine Nase in diesen langweiligen Büchern zu versenken? Oder hat euer herzallerliebster Professor keine Aufgabe mehr für seinen Lieblingsschüler?“ Schnippisch drehte Oliver das Schwer in seinen Händen, grinste dabei frech und beobachtete nur, wie der Dunkelhaarige seine Tasche ablegte, die Jacke von seinen muskulösen Schultern schob, bevor er diese einige Mal kreisen ließ.
„Eigentlich hatte ich ja vor heute ein wenig netter zu dir zu sein. Aber du legst es auch immer darauf an von mir verprügelt zu werden.“ Brummend nahm Isaiha sich eine der Holzäxte von der Wand, schwang sie probehalber in einer flüssigen Bewegung um seinen Körper und automatisch spannte der Größere sich an.
Schnell, schneller als man es einem Muskelpaket wie Isaiha vielleicht zugetraut hätte war er auf einmal direkt vor ihm, ließ seine Axt mit einer Kraft auf ihn zurasen, die ihm lediglich die Möglichkeit gab nach hinten hinweg auszuweichen.
„Du legst es echt drauf an?“ Oliver stieß den Atem - von dem er nicht gewusst hatte, dass er ihn bisher anhielt – aus und korrigierte seine Haltung. Er war mit seinem Schwert im Vorteil, aber wenn es nur um die Körperkraft ging, war der Ältere ihm leider überlegen. So setzte er auf seine Geschwindigkeit, stürzte vor und rollte sich unter einem weiteren großen Schlag mit der Einhandaxt hindurch, bevor er auf die Füße sprang und mit seiner eigenen Waffe ausholte. Doch war sein Gegner bereits wieder aus seiner Reichweite. Doch kannte der Black-Eagles-Schüler seinen Rivalen mittlerweile gut genug, um sein Angriffsmuster genauso vorhersagen zu können wie sein eigenes. Schmunzelnd machte er also wieder einen Satz nach vorne, schlug mit der stumpfen Klinge auf den anderen Schüler ein – wobei sein Angriff jedoch sauber pariert wurde – bevor er den nächsten Schritt machte, ohne Isaiha genug Zeit zu lassen, sich auf ihn einzustellen.
Mit Oliver zu trainieren war… aufregend. Er hatte unsäglich viel Talent, beherrschte bereits jetzt ein unglaubliches kontingent an verschiedenen Waffen, während er selbst sich weitestgehend auf den Kampf mit der Axt beschränkt hatte. Außerdem bildete sich immer eine unheimliche Spannung um sie herum, wenn sie kämpften. Als gäbe es nur sie und niemand anderen. Vielleicht war doch er der Idiot. Denn nicht nur einmal hatte er sich nicht nur vorgestellt wie die Schwertschläge des anderen sich anfühlten, sondern auch, wie seine Lippen wohl auf die seinen passen würden. Dabei kamen sie aus vollkommen unterschiedlichen Orten und würden sich nach ihrer Ausbildung vermutlich über einen langen Zeitraum nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es war töricht und lief auf eine Menge Herzschmerz hinaus. Doch Oliver war es wert. Für ihn würde er mit Freuden ins offene Messer laufen.
Zufrieden wich er einem schnellen Hieb des Holzschwerts aus, nutzte seine eigene Körperkraft, um seinem Gegner die Waffe aus der Hand zu schlagen und ging anschließend dazu über seine Axt zu Boden zu werfen und mit den Fäusten auf den Größeren einzuprügeln. Dabei packte er ihn, festigte seinen Griff und brachte sie in einer geschmeidigen Bewegung zu Boden, sodass Isaiha selbst auf den Hüften des Jüngeren kniete und seine Handgelenke neben seinem Kopf zu Boden drückte. Heftig schlug ihm das Herz in der Brust, als die tiefbraunen Augen Olivers zu ihm aufsahen und beinahe hätte er den Blick abgewandt.
„Geh mit mir aus.“ Hörte er dann eine leise Stimme sagen, was ihn die Augen aufreißen ließ. Einige Augenblicke vergingen, bevor er überfordert blinzelte, doch konnte er sich selbst nicht davon abhalten vorsichtig zu nicken. Vielleicht war er ein Idiot. Aber dafür war er ein glücklicher Idiot – zumindest für einen Augenblick lang.
Now I know what a fool I've been
But if you kissed me now, I know you'd fool me again
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WindClan-LagerMilchnase war still. Es gab nicht viele Augenblicke, in denen der braune Krieger wirklich mal seine Schnauze hielt – und auch, wenn Igelbiss es abstreiten würde – es beunruhigte ihn jedes Mal aufs Neue. Im ersten Moment war es vielleicht noch ganz angenehm, doch irgendwann begann er unweigerlich sich sorgen zu machen. Denn sein bester Freund war nur dann still, wenn irgendetwas dramatisch den Bach runterging oder er etwas angestellt hatte. Jedoch konnte der dunkelbraune Kater sich nicht daran erinnern, dass in der letzten Zeit irgendetwas bemerkenswertes passiert war. Dementsprechend war er sich nicht vollkommen sicher, wie er nun reagieren sollte. Es war also kein Wunder, dass er einen nachdenklichen Ausdruck auf seinem Gesicht trug, als er sich ein mageres Kaninchen vom Frischbeutehaufen nahm und sich damit auf den Weg zum Lagerrand machte, um ein wenig Ruhe zu haben. Es nervte ihn selbst, dass er es nicht schaffte seine Gedanken woanders hinzulenken, doch irgendwie störte es ihn, dass er so gar keinen Anhaltspunkt hatte. Sonst war er immer ganz gut darin gewesen die Launen von Milchnase irgendwie einzuschätzen. Vielleicht saß er aber auch einfach schon wieder zu lange im Lagerinneren fest und brauchte einfach mal wieder einen ausgiebigen Ausflug, um seine – fast schon krankhafte – Fixierung auf diesen Idioten irgendwie von sich zu schieben.
Die Sonne war bereits untergangen, als Milchnase sich auf langsamen Pfoten einen Weg durch das WindClan-Territorium suchte. Der Schnee klebte unangenehm zwischen seinen Zehnen, ließ seine Pfoten eisig kalt werden und immer wieder schielte der braune Krieger genervt an sich herab. Immer wieder musste er seinen gesamten Körper schütteln, um nicht im Schneegestöber verlorenzugehen. Was ihn bei solch einem Wetter aus dem Lager getrieben hatte konnte er selbst nicht genau sagen, aber er hielt es im Augenblick nickt unter den anderen Clankatzen aus. Er brauchte seinen Freiraum, um seine Gedanken in Ruhe wandern zu lassen. Und so fand er sich irgendwann auf dem Ausschaufelsen wieder, wie er die Weiten des Territoriums überblickte und den Kopf anschließend den Nacken legte. Er wusste selbst, dass er sich anders verhielt als sonst und es tat ihm fast ein bisschen leid, doch wanderten seine Gedanken aktuell häufig in Richtungen, die er kaum zu kontrollieren wusste. Richtungen, die die Grenzen des Waldes überschritten und bis weit in die Welt um sie herum hinausführte.
Was ihn dazu gebracht hatte bei diesem Walduntergangswetter das Lager zu verlassen, um den Idioten zu suchen, der so tat als wäre er sein bester Freund war Igelbiss noch immer ein Rätsel. Es konnte nun wirklich nicht angehen, dass er diesem Möchtegernkrieger ständig hinterherrennen musste, weil er mal wieder spurlos vom Erdboden verschwand. Und natürlich war der Schnee mittlerweile wild genug, um alle brauchbaren Geruchsspuren vollkommen zu vernichten. Fluchend und meckernd schüttelte der dunkelbraune Krieger den Kopf, biss die Zähne zusammen und betete zum SternenClan, dass Milchnase irgendeinen guten Grund dafür hatte bei solch einem Dreckwetter im Nirgendwo zu verschwinden. Sonst würde er ihn wohl oder übel eigenpfotig umbringen müssen. Es dauerte tatsächlich nicht ganz so lange wie erwartet, bis er einen braun-weißen Haufen auf dem Ausschaufelsen ausmachen konnte. Einerseits war er erleichtert, andererseits verspürte er das Bedürfnis seinem besten Freund das Fell über die Ohren zu ziehen. Hoffentlich griff irgendetwas ihr Territorium an, sonst würde er sicherlich das letzte Bisschen seiner Geduld an diesem Fellhaufen verlieren.
Mit einem finsteren Gesichtsausdruck stapfte er auf Milchnase zu, welcher mittlerweile aussah, als wäre er ein eingeschneiter Baumstumpf. Eine dicke Schneeschicht lag überall auf seinem Körper, was hieß, er saß schon länger dort als er in irgendeiner Art und Weise würde gutheißen können. Mit ordentlich Wucht stieß er seinen besten Freund an, welcher erschrocken aufsprang. Massenweise Schnee landete neben ihm auf dem Boden, während seine braunen Augen sich orientierungslos umblickten.
„Ey Idiot, was machst du hier?“ Heftiger als gewollt fuhr er den Größeren an, legte dabei den Kopf schief und wartete auf die kommende Erklärung. Doch folgte diese nicht direkt. Milchnase blinzelte ihn an, wärme spiegelte sich in seinen Augen wider, bevor er sich einfach wieder hinsetzte.
„Hast du je darüber nachgedacht, ob unsere Welt die einzige ist? Ob es uns nur einmal gibt?“ Seine Stimme war leise und etwas kratzig, als hätte er einige Zeit nichts mehr gesagt. Irritiert legte sich die Stirn von Igelbiss in tiefe Falten, bevor er ihn schüttelte.
„Worauf möchtest du hinaus? Es geht doch nicht schon wieder um deine „SternenClan-Katzen wandeln unter uns“ Theorie, oder?“ Schmunzelnd senkte Milchnase den Blick, schnalzte jedoch mit der Zunge und warf seinem besten Freund dann einen abschätzigen Blick zu.
„Natürlich nicht, Dummkopf!“ Es tat gut all die Dinge auszusprechen, die sich in seinem Kopf abspielten, auch wenn er sich nicht sicher war, ob Igelbiss ihn wirklich verstehen würde.
„Stell dir vor… irgendwo in einem anderen Wald gibt es uns beide… aber nicht als Krieger des WindClans, sondern als… zum Beispiel Zweibeiner, die ihr Leben zusammen verbracht haben, genau wie wir. Vielleicht auch als erbitterte Feinde, deren Wege sich aufgrund von Schmerz und Wut nach einem Leben zu zweit trennen mussten. Oder als Rivalen, die aus unterschiedlichen Clans stammen und eigentlich dazu bestimmt sind sich ihr gesamtes Leben zu bekämpfen? Was, wenn es nicht nur uns gibt? Sondern auch all diese alternativen Versionen von uns mit anderen Leben und anderen Schicksalen. Aber das einzige was immer gleich ist, was immer zusammenläuft ist, dass sie zusammengehören. Das sie einander finden, egal wo der andere auch sein mag.“ Unsicher senkte Milchnase den Blick, seufzte leise und schrak auf, als sich eine kalte Nase an seine Wange presste. Dabei hielt er einen Augenblick den Atem an.
„Müssen die ganzen alternativen Ichs sich auch immer auf die Suche nach dir machen, weil du spontan einfach mal verschwindest?“ Brummte er tief an seinem Ohr und elektrisiert stellte sich das Nackenfell des WindClan-Katers auf.
„Bestimmt.“ Antwortete Milchnase ebenso leise und konnte nicht anders als glücklich zu lächeln.
„Du bist ein verdammter Idiot, weißt du das? Du hättest dir hier draußen den Tod holen können!“ Jetzt schlich sich etwas Ernstes in die Stimme von Igelbiss und entschuldigend schmiegte er seinen Körper an den etwas kleineren an seiner Seite.
„So schnell bekommt mich nichts klein Igelchen~“ Das typische charismatische Schnurren hatte sich wieder in seine Stimme geschlichen, bevor er kichernd einem Pfotenschlag seines besten Freundes auswich.
„Jetzt komm, sonst macht Roggenblüte sich noch Sorgen um dich.“ Sichtbar verdrehte Igelbiss die Augen, was wiederum ihn selbst gelöst lachen ließ.
Seite an Seite machten sie sich wieder auf den Weg zum Lager zurück, ihre Schultern berührten sich bei jedem Schritt und jedes Mal musste der dunkelbraune Kater das Kribbeln, welches ihn dabei überkam, herunterschlucken. Irgendetwas an der Erzählung hatte ihn berührt und er konnte nicht genau sagen, worum es sich dabei handelte. Aber eins musste er zugeben. Der Gedanke, egal in welcher Welt sie sich befanden, wer sie dort auch sein mochten, immer zueinander zu finden hatte etwas tröstliches.
„Danke…“ Miaute auf einmal Milchnase an seiner Seite, blickte ihn ruhig an und leise lachend stieß der grünäugige Krieger ihn mit der Schulter an.
„Dafür doch nicht, Idiot. Jetzt sieh zu, dass du mitkommst, sonst wirst du krank. Und das darfst du Milanschrei dann ganz alleine erklären!“ Um seine Worte zu unterstreichen legte Igelbiss einen Schritt zu, hörte seinen besten Freund nur empört nach Luft schnappen und registrierte zufrieden, wie der Braune das Tempo an da seine anzupassen begann. Was auch immer das da zwischen ihnen war, was auch immer er fühlte. Es würde gut werden, denn sie fanden immer zueinander zurück und das gab ihm die Sicherheit, die erbrauchte, um mit dem Schweif erst zögerlich über die Flanke des jüngeren Katers zu streichen, bevor dieser zu Reagieren begann und seinen eigenen Schweif in einer sanften Geste mit seinem zu umwickeln.
„Wir beide gegen den Rest der Welt?“
„Gegen den Rest der Welt!“Once bitten and twice shy
I keep my distance, but you still catch my eye~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Here we go xD
Multiverse – rivals/enemies/(best) friends to lovers – last christmas
Warrior Cats: Milchnase und Igelbiss (WiC)
Haikyuu: Oikawa und Iwaizumi (Seijoh)
My Hero: Miruku und Itsuki (Villain x Pro Hero)
Fire Emblem 3 Houses: Oliver (BE) und Isaiha (BL)