Die Luft der Blattleere war schneidend kalt. Es war die Erste, die sie wirklich erlebte und während so manche Katze den feinen Pulverschnee als einen Anlass zur Freude empfand, war es für Toxinpfote nur eine Erinnerung daran, wie leicht sie zu frieren begann. Dennoch entkam kein Jammern ihrer Kehle, stattdessen trug sie das Eichhörnchen die Felswand hinab, welches ihr bei jedem Schritt gegen die Brust schlug. Es war bei weitem nicht ihr erster Fang, doch einer auf den sie besonders stolz war; gerade jetzt, wo der vereiste Boden so manche Beute rar machte, erfreute es die Schülerin umso mehr, ihre Familie mit etwas Beute versorgen zu können. Vor ihrem Mentor hinweg also trat sie auf die Lagerlichtung, zufrieden mit dem Umstand, dass sie ihre Väter tatsächlich nahe des Kriegerbaus erblicken konnte und mit einem Schnippen des Schweifes verabschiedete sie sich wortlos - doch angemessen höflich - von dem Krieger, welcher ihr so vieles beigebracht hatte was sie wusste.

"Guten Morgen!" Die Worte mehr ein Nuscheln durch das Fell ihrer Beute hindurch, doch das aufgeregte Zucken der Ohren verriet ihre Freude über die Gabe, die sie den Katern zukommen ließ. "Ihr könnt es teilen, ich habe vor der Jagd gefressen", hängte sie dann deutlicher heran, das Eichhörnchen zwischen den Beiden ablegend, ein Schnurren in ihrer Kehle, als Buntvogel ihr mit der Zunge über die Ohren strich. Eine jede Rückkehr ins Lager war wahrlich ein nach Hause kommen und auch wenn Toxinpfote es selten wirlich aussprach, lag die Dankbarkeit für ihre Familie unheimlich tief. Nicht nur für die beiden Krieger, zwischen denen sie sich jetzt platzierte, Pelz an Pelz, wärmend. Sondern auch für ihr Geschwister, dessen Geruch noch in der Luft lag und ihr zeigte, dass es noch nicht lang her war, seit dieses ebenfalls das Lager verlassen hatte.

Während Silberbiss den ersten Bisschen von der mitgebrachten Beute nahm, versank die Schülerin für einige Herzschläge in Gedanken. Weit gekommen waren sie, als Familie; eine, die immer zusammenhielt, die sich nicht scheute, ihre Zuneigung zueinander zu zeigen. So manchen schrägen Blick hat es ihr geerntet, als sie noch Toxinjunges gewesen war, doch damals wie heute stand sie mit erhobenem Kinn über jedem Geflüster. Auch sie hatte gezweifelt, damals als sie jünger war, doch wusste sie um die starke Schulter ihrer Väter, an welcher sie immer wieder Halt fand, wenn sie zu wanken drohte. 'Nein, ich möchte nicht kuscheln. Die anderen Schüler kuscheln auch nicht mehr mit ihren Eltern!' Heute schmerzte es sie, daran zurückzudenken wie sie Buntvogel einst von sich wies, murmelnd, nachdem sie mit dem Wurm im Ohr vom Training zurückkam und nur ein Gedanke in ihrem Kopf schwirrte, der immer mehr Kreise zog. 'Sollte ich das noch machen?' Als zum ersten Mal ihre Welt erschüttert wurde, weil das was sie normal hielt von so manchen angezweifelt wurde - als sie sich zum ersten Mal in der Spirale verlor, bis man sie wieder hinaus zog.

Doch viel mehr noch als das waren es so viele positive Erinnerungen, an ihrem inneren Auge vorbeiziehend, sie lächeln lassend. Wie sie zum ersten Mal den Kopf aus der Kinderstube streckte, die aufmunternd stupsende Nase von einem ihrer Väter im Nacken. Das Staunen auf ihren Zügen, der kindliche Unglauben und das gehauchte 'So pfiele Kazen!', als sich vor ihr beinahe eine neue Welt eröffnete. Das liebevolle Lachen, was ihr immer wieder in den Ohren klang und das geschnurrte 'Wir sind stolz auf euch', als sie mit ihrem Schülernamen gemeinsam mit ihrem Geschwister zu Silberbiss und Buntvogel trat. Das ungewohnte Gefühl, nicht mehr drei Pelze in den Nächten dicht neben sich zu spüren und der Tag darauf, an dem sie erstmals das Lager verlassen durfte. Die erste gemeinsame Jagd, bei der sie an Silberbiss Seite durch den Wald preschte, sie beide die Geschwindigkeit auskostend; wo sie sich zurückhielt, um nicht an ihm vorüber zu ziehen und ihn auf seine alte Verletzung aufmerksam zu machen, sondern dicht bei ihm blieb, bis sie schlitternd vor Buntvogel und ihrem Geschwister wieder zum Stehen kamen. Freudig glühende Augen und der ein oder andere liebevolle Seitenhieb, so war es schon immer gewesen.

Ein Schnippsen an ihrer Flanke weckte Toxinpfote aus ihren Gedanken und zwei beinahe besorgte Augenpaare blickten sie von beiden Seiten an. Kurz leckte sie sich über das Brustfell, doch lächelte dann beschwichtigend. "Mir geht es gut, keine Sorge. Ich habe nur an unsere Familie gedacht." Lehnte sich erst gegen ihren einen Vater, dann gegen den anderen und stellte fest, dass das Eichhörnchen bereits verschwunden war. "Und daran, wie lieb ich euch habe."