cf. SchattenClan - Lager

Wenn Nachtblick es nicht gewöhnt wäre sich dem unberechenbaren Tempo ihrer Freundin anzupassen, wäre sie schon einige Mal entweder verloren gegangen oder in voller Geschwindigkeit in die Graue hineingeprescht. So schaffte sie es allerdings immer zeitgleich mit ihr das eigene Tempo anzupassen und so einen einigermaßen erträglichen Weg vom Lager weg zu erschaffen. Kurz musste sie schmunzeln, wenn sie an die seltsamen Gedanken zurückdachte, die sie in der Kinderstube überkommen hatten. Wozu brauchte sie eigene Junge, wenn sie Kauzruf an ihrer Seite hatte, die wenigstens genauso unberechenbar war? Gekonnt preschte Nachtblick einige Schwanzlängen hinter der anderen Kriegerin her, achtete dabei konzentriert auf die Pfotenschritte der Älteren, denn nicht nur einmal schien sie auf dem eisigen Untergrund den Halt zu verlieren und die Dunkle musste demnach in der Lage sein auch spontan einer fliegenden ausgewachsenen Kriegerin auszuweichen, wenn es sein musste.

Amüsiert beobachtete sie, wie Kauzruf nun endgültig den Halt auf einer vereisten Fläche verlor und Schnauze voran in der unberührten Schneedecke landete. Kurz huschte Nachtblick der Gedanke, dass ihre Freundin sich unter Umständen erkälten konnte durch den Kopf, doch war Kauzruf wahrscheinlichste die widerstandsfähigste Katze im gesamten Wald. Es glich einem Wunder, wenn sie nach einem Ausflug weder klitschnass, halb eingefroren oder total verdreckt war. Was Nachtblick dann jedoch ein wenig Überraschte war, dass ihre Clankameradin es nicht bei ihrem kleinen Unfall beließ, sondern auf die großartige Idee kam gleich ein ganzes Maul voll Schnee in sich hineinzuschieben. „Kauzruf, das ist keine gute Idee…“ Fing sie sogar noch an, doch war es anscheinend zu spät. Normalerweise fanden die meisten Katzen im Jungenalter – oder spätestens als Schüler – heraus, dass man keine großen Mengen Schnee schlucken sollte, weil das dafür sorgte, dass man unangenehme Kopfschmerzen bekam, doch stellte die graue Kriegerin anscheinend erneut eine Ausnahme dar. Wenigstens war der Schnee sauber gewesen. Seufzend trat die Jüngere an ihre Freundin heran und leckte ihr einmal über das durcheinander geratene Fell zwischen den Ohren, bevor sie ihr mit dem Schweif gegen die Wange schnippte.

Doch schien Kauzruf schon wieder ganz wo anders zu sein, denn nur Augenblicke später preschte sie los, wirbelte den gesamten Schnee um sie herum auf und verdutzt verblieb Nachtblick auf der Stelle und blickte dem graufelligen Wirbelwind hinterher. Ein wenig umsichtiger – und aus Prinzip die Schneise nutzend, die Kauzruf in den Schnee geschlagen hatte – folgte sie ihrer Freundin, bis sie die dunklen Ohren erneut entdecken konnte. Ohne sich zu hetzen stapfte Nachtblick auf die Ältere zu, schüttelte anschließend neben ihr ihren eigenen Pelz aus und leckte sich über die eiskalten Pfoten, bevor sie anfing sich ein wenig umzuschauen. Unabhängig von ihrer Aufgabe in diesem Moment, sah die Umgebung wirklich schön und irgendwie idyllisch aus. „Schnee lässt immer alles so ruhigwirken.“ Miaute sie irgendwann in die dumpfe Stille, bevor sie sich zu Kauzruf herumdrehte und darauf wartete, was der Größeren nun im Kopf herumschwirrte.