Flüsterwind

Kriegerin | FlussClan

--> Waldstück [Grenze FlussClan - SchattenClan]


Ohne zu schauen war ich gelaufen so schnell mich meine Beine tragen konnten. Alles was ich wollte war weg. Weg aus dem Wald, weg von der Grenze, weg von der SchattenClan Kätzin, die Leopardenfuß so nahe gestanden hatte, dass sie von ihm erfahren hatte, wer ich war. Ich wollte weg vom SchattenClan, seinem Territorium und seiner Familie ... seiner Familie für die er mich aufgegeben hatte, obwohl ich immer als Freundin an seiner Seite gestanden hatte. Und ich hatte niemals eine Chance gehabt mit ihm zu gehen oder ihm zu folgen.
Wenn doch hätte ich das vielleicht sogar getan.
Aber jetzt war tot.
Es war zu spät und vorbei.
Er war nicht mehr da.
Für immer.
Beim SternenClan ...

So rannte ich weiter und durchquerte den Fluss mit seinem kalten Wasser fast ohne es zu merken. Dann schlug ich ohne weiter darüber nachzudenken einen Weg den Fluss entlang ein. Ich rannte so schnell ich konnte, wollte ich doch einfach nur noch entkommen ... weg von Dingen, die mich niemals loslassen würden und längst ihre Krallen in mein Fell gegraben hatten, fast so wie ein Falke, der ein hilfloses Junges mit sich davontrug.
Und egal wie schnell ich lief, ich konnte ihnen doch nicht entkommen, denn die Gedanken und Gefühle blieben in mir, selbst als mich schließlich die Kräfte verließen und ich mich an den Klippen zu Boden fallen ließ, kaum mehr als eine Schwanzlänge von der Schlucht entfernt.
Es war vollkommen egal, wie schnell ich rannte ...
Es gab Dinge vor denen ich nicht davonlaufen konnte
Eines davon war Leopardenfuß Stimme, die in meinem Kopf wiederhallte.
Und ein weiteres war ich selbst.

Flüsterwind

Kriegerin | FlussClan

Ich hatte nicht wahrgenommen, dass Flüsterwind mir gefolgt war, hatte ich doch den Rest meiner Kraft verbraucht, um meine Krallen über den hart gefrorenen Boden zu kratzen und meinen Schmerz wortlos in den Wind zu jaulen. Leopardenjunges ... Leopardenfuß war weg ... zum letzten Mal hatte er mich verlassen.
Mein bester Freund. Er der mich nicht verlassen sollte.
Jetzt war ich allein.
So bemerkte ich meinen Baukameraden erst, als er mir so nahe war, dass seine Worte, durch den Sturm in meinem Inneren an mich herandrangen. Und ich wunderte mich, wieso er mir bis hierher gefolgt war ... so weit und das obwohl wir nicht einmal befreundet waren. Es war wie mit Limettenhauch damals. Sie hatte mich sogar gesucht und ich hatte ihr vertraut ... ich vertraute ihr, auch wenn es gefährlich war jemandem zu vertrauen. Aber sie war meine Mentorin gewesen ... auch wenn es nicht ihre Pflicht gewesen war, war sie doch mit mir verbunden gewesen. Eichenherz aber ... wir hatten kaum etwas miteinander zu tun gehabt, abgesehen davon, dass wir uns einen Bau geteilt hatten. Und dann hatte Jubelstern uns gemeinsam zu Kriegern ernannt ... mit ihm an der Stelle, wo ich mit Leopardenjunges gemeinsam hatte stehen wollen ... ein Wunsch, der sich niemals erfüllen hatte sollen, weil er gegangen war.
Und jetzt noch einmal.
Für immer.
Doch wieso sollte Eichenherz das interessieren? Was interessierte ihn mein Schmerz, mein Herz gefüllt mit Einsamkeit? Er war doch nur eine Katze ... und am Ende waren Katzen doch alle gleich, oder nicht? Aber wieso war er gekommen? Wieso wenn er doch nicht bleiben würde, wo doch nicht einmal Leopardenjunges an meiner Seite geblieben war? Es war eine Frage, die mir keine Ruhe lassen wollte und so öffnete ich schließlich mein Maul. Ich brachte aber erst einmal keinen Ton heraus, denn meine Kraft hatte ich beim Jaulen bereits ziemlich aufgebraucht und eigentlich traute ich mich auch nicht. Stattdessen lag ich da und starrte auf den Boden, bevor ich es noch einmal versuchte.
Mir zuhören?, fragte ich schließlich beinahe tonlos. Du kennst mich doch kaum ... also
- Mein Fell hatte sich gesträubt und das Blut rauschte in meinen Ohren. Das war gefährlich wie ein Kampf ... wenn man seine Deckung vernachlässigte ... - wieso bist du gekommen?
Und ich begrub meine Schnauze zwischen den Vorderpfoten den Blick nach unten gerichtet, um ihn nicht ansehen zu müssen, aber irgendwo ... war ich froh, dass er da war? Ich wusste es nicht, denn mein Herz pochte so heftig und in diesem Moment ...
Er ist tot ..., hauchte ich dann leise und immer wieder wiederholte ich nur diese Tatsache. Er ist tot.
Für immer.

Flüsterwind

Kriegerin | FlussClan

Das Flüsterwind meine Frage nicht beantwortete, fiel mir in diesem Moment kaum auf, so beschäftigt war ich mit mir selbst und dem Schmerz über den erneuten Verlust meines besten Freundes. Wer war ich schon ohne ihn? Wer war ich all die Jahre gewesen, bis ich festgestellt hatte, dass er mich verlassen hatte für eine Familie, die ich niemals haben konnte? Bis ich begreifen musste, dass er mich einfach aus seinem Leben gestrichen hatte - seine beste Freundin? Wer war ich all die Blattwechsel lang gewesen, als ich auf ihn gewartet hatte, als Einzige, in der Hoffnung, dass er doch noch zurückkommen würde? Und wer war ich jetzt ... wer war ich jetzt, wo er mich ein letztes Mal verlassen hatte, um zum SternenClan zu gehen und es mir von einer Kätzin gesagt wurde, die ihm wohl nahe gestanden hatte ... schließlich hatte sie von mir gewusst ...
Wer bin ich?
Aber so sehr ich danach suchte, ich wollte keine Antwort finden. Er war immer bei mir gewesen, bis er gegangen war und der Schmerz über diesen Verlust hatte mein Leben bestimmt. Jeden Tag, bis heute und vielleicht hatte er Recht, mich eine nutzlose FlussClan Katze zu nennen, denn ohne meinen besten Freund war ich es vielleicht gewesen.
Seitdem er mich zum ersten Mal verlassen hatte.
Und jetzt wohl zum letzten Mal.

Und wieder ... wieder war ich allein mit einem Schmerz, den niemand teilen konnte. Oder auch wollte, weil sich alle nur um sich selbst kümmerten ... und um andere nur, weil sie ihr eigenes Bedürfnis nach Harmonie stillen wollten. Mein Schmerz sorgte für einen Knacks in ihrer heilen Welt ... aber ohne Leopardenjunges ... was sollte ich da fühlen? Wie konnte ich ihn verraten, trotz allem, und so tun, als wäre er nie gewesen?
Nun, Eichenherz war da ... ob er auch weglaufen würde, wenn er merkte, dass es in mir etwas gab, was niemand tragen konnte? Wenn er merkte, dass Leopardenjunges nicht einfach aus meinem Leben verschwinden würde, weil es so vielleicht besser war? Weil ich ihn nicht einfach vergessen konnte? Es auch nicht wollte? Weil er mein bester und einziger Freund gewesen war, derjenige, der so viel mit mir geteilt hatte, bis er gegangen war, um eine Familie zu haben, anstatt gemeinsam mit mir zu Trainieren und zum Krieger ernannt zu werden Seite an Seite? Bestimmt würde er das ... Katzen waren so ... alle gleich ... oder auch nicht?
Ich musste an Limettenhauch, an ihre unglaubliche Freundlichkeit und Geduld. Und Eichenherz war mir bis hierher gefolgt ... vielleicht ... und naja, wenn er ging, was würde es mir schon machen, nachdem ich Leopardenjunges nun für immer verloren hatte. Was konnte denn noch schlimmer sein als das?
Er war mein bester Freund, brachte ich schließlich hervor, ohne von meinen Pfoten aufzusehen. Ich meine ... ich meine, bevor er weggegangen ist ... er ist einfach ... Meine Stimme erstarb wieder, bevor ich noch einmal die Kraft zusammennahm, um einen weiteren Satz über die Lippen zu bringen.
Aber ich wollte nicht, dass er stirbt.