Borkenpelz
cf » FlussClan Territorium, Schlucht

Deutlich amüsiert darüber, dass Brandhauch so eigenwillig gewesen war, ihnen - oder besser gesagt seiner Wenigkeit - nicht zu folgen, hatte er den Weg zur Grenze zum DonnerClan bestritten, um seiner kleinen Schülerin, die ihm doch sympathischer war, als er es erwartet hätte, noch ein Stück des Territoriums zu zeigen, bevor auch sie ins Lager zurückkehrten.
Der Krieger hatte darauf geachtet, sich ihrem Tempo anzupassen - schließlich wollte er sich nicht vorwerfen lassen, Sandpfote zu Tode zu quälen oder letztlich sogar irgendwo zu verlieren, weil sie bei dem Versuch, mit ihm Schritt zu halten, in eine Grube gefallen war, aus der sie nicht aus eigenem Antrieb herauskam. Dabei erzählte er ihr ein wenig über die unterschiedlichen Clans und ihre jeweiligen Anführer, wobei er an keinem wirklich ein gutes Haar ließ.
Der SchattenClan bestand aus Krähenfraßfresser, während alle anderen Clans viel zu verweichlicht waren. Dass sie nichtsdestotrotz ansehnliche Weibchen zu bieten hatten, ließ er außen vor. Er bezweifelte, dass es etwas war, was seine Schülerin hören wollte.

»Und dies ist die Grenze zum DonnerClan«, miaute Borkenpelz, als sie endlich am Fluss angekommen war. Von seiner Belustigung war nicht einmal mehr ein Ansatz übriggeblieben; es war zu spät, um noch gute Laune an den Tag legen zu können, und er war viel zu viel unterwegs gewesen. Es sehnte ihn nur noch danach, sich in sein Nest zu legen und bis zum Morgengrauen zu schlafen.
»Im Augenblick scheint keine Patrouille von ihnen unterwegs zu sein. Erstaunlicherweise ist ihr Geruch nicht einmal besonders frisch, was bedeutet, dass es eine Weile her ist, dass einer ihrer Katzen hier entlanggestreift ist.« Seine Mundwinkeln zuckten kurz verächtlich. »Sie scheinen sich in Sicherheit zu wiegen und rechnen wohl nicht damit, dass wir das ausnutzen könnten.«
Der braune Krieger wandte sich Sandpfote zu und leckte ihr kurz über die Ohren. »Auch wenn er nicht sehr intensiv ist - präge ihn dir gut ein! Morgen führ ich dich noch an die anderen Grenzen, aber jetzt sollten wir heimkehren.«

Erwähnt » Brandhauch, die Anführer anderer Clans
Angesprochen » Sandpfote
tbc » FlussClan Territorium, Das Lager

Goldfluss

Die verfrorenen, kalten Zweige raschelten unter meinen Pfoten. Schon von einigen Fuchslängen aus hörte ich das Rauschen des Flusses, doch ich nahm es nicht bewusst auf. Das Rauschen wurde immer lauter je näher ich kam. Das Wasser war noch teils zugefroren, aber teils lief es wieder. Von irgendwo in der Ferne hörte ich FlussClan-Katzen, aber das interessierte mich nicht. Ich kam näher um mir den Fluss genauer anzusehen. Doch ich wollte keinen Umweg über den Abhang nehmen und direkt zum Ufer gehen, ich wollte nur kurz gucken. Doch es war ein großer Fehler. Ehe ich mich versah, rutschte ich unglücklich aus und fiel direkt in das eiskalte, strömende Wasser.
Wie eine eiskalte Kralle verschlug es mir den Atem und die Kälte kroch mir bis zum Herz. Ich strampelte an die Oberfläche, doch der Wind wärmte mich nicht. Verzweifelt suchte ich noch einen Halt, denn ich konnte nicht gegen die Strömung anschwimmen. Ich versuchte mich an den weichen Eis festzuhalten, doch es brach bei der kleinsten Berührung zusammen und fing an, mich von den Seiten zu erdrücken. Endlich kam ich an eine feste Eisscholle, doch meine Krallen fanden keinen Halt und ich konnte mich nur für wenige Herzschläge festhalten. Meine Hilfeschreie erstickten unter meinen verfrorenen Stimmbändern. Die Strömung wurde zu stark und drückte mich unter Wasser. Die Eisscholle versperrte mir den Weg an die Luft, an die Freiheit und die Hoffnung, die wie ein kleines Flämmchen im Wasser erstickte. Es hatte keinen Zweck mehr. Ich ließ los und gab auf...

Vor mir verschwamm mein ganzes Leben. Die Bilder zogen vorbei, wie ein Blitz, doch jedes einzelne erkannte ich wieder. Die Bilder meiner Mutter Rindenfell, wie sie sich um meine Geschwister und mich gekümmert hat. Meine Schwester Eichenblatt, die als Heilerin nun so zufrieden war und so wichtig ist für den Clan. Als wir Schüler wurden, hat sich der Clan zusammengeschlossen und wir bildeten eine Gemeinschaft. Anfangs war es schwierig, doch diese Gemeinschaft tat uns allen gut. Meine erste Liebe, Finsterkralle. Nach der Geburt unserer wunderschönen Jungen Scherbenjunges und Federjunges verschwand er spurlos. Meine Kinder überlebten es auch nicht.. Sie wurden nicht mal Krieger. Alles wurde mir genommen, was ich in mein Herz geschlossen habe. Nur meine Familie war noch da. Dann traf ich Steinpelz.. er tauchte meine Welt wieder in Farbe. Doch diese Wärme bei seinen Anblick konnte mich nicht mehr retten. Er war noch nicht lange mein Gefährte, aber er soll weiterleben. Er wurde mir entrissen, als ich gerade angefangen habe wieder zu lieben. Ich will, dass er mich vergisst und ein neues Leben anfängt. Ohne mich. Ich würde zugucken und egal wie es schmerzen würde, ich wäre für immer seine. Ich bin immer Treu geblieben und habe für dieses Leben hart gekämpft, damit man es mir binnen weniger, wertvoller Herzschläge rauben konnte.
Ich ging fort von diesen Leben. Aber nicht für immer.

~Tod von Goldfluss

Borkenpelz
cf » FlussClan Territorium, Schlucht

Er wollte ihr gerade zustimmen; es war spät und davon einmal abgesehen, dass sie einen relativ weiten Heimweg hatten, befürchtete er, dass er seine Schülerin letzten Endes tragen musste, falls sie einen Anfall von Müdigkeit erlitt. Er selbst hatte jedenfalls das Gefühl, seine Augen kaum offenhalten zu können. Dass Sandpfote sich unwohl fühlte, ging komplett an ihm vorbei, doch der Feinfühligste war er noch nie gewesen, wenn es nicht gerade um die sexuellen Gelüste einer Kätzin gingen.
Borkenpelz hatte sich bereits vom Fluss abgewandt und seiner Schülerin angedeutet, ihm zu folgen und dich zu sputen, um nicht allzu spät ins Lager zurückzukehren, als er plötzlich ein Miauen hörte - ein klägliches, verzweifeltes, das ihn das Fell sträuben ließ.
Fauchend vollführte der Krieger eine 180 Grad Drehung und strengte seine Augen an, um die Katze auszumachen, die sich allem Anschein nach in Gefahr befand. Unweit von ihnen erspähte er eine Gestalt, die gerade unter der Wasseroberfläche verschwand; erahnen, um wen es sich handelte, war bei dem spärlichen Licht unmöglich und aufgrund des Wassers konnte er den Geruch ebenfalls nicht identifizieren. Es änderte aber nichts daran, dass gerade vor seinen eigenen Augen eine Katze ertrank.
Borkenpelz war vieles. Herzensbrecher, Verführer und Betrüger bei den Kätzinnen, treuer und pflichtbewusster Krieger an vorderster Front - doch unmenschlich war er keinesfalls. Selbst für ihn gab es Grenzen, die es zu ignorieren galt, wenn es um ein Leben handelte.
Ohne lange zu fackeln, machte er einen Hechtsprung ins Wasser; Blut rauschte in seinen Ohren, Alarmglocken schrillten. Mit aller Kraft schwamm er zu der Katze, deren Kraft sie anscheinend verlassen hatte; bewusstlos - oder gar tot? - trieb sie umher. Borkenpelz war dankbar dafür, eine FlussClan Katze zu sein - wer vermochte schon zu denken, wie lange er wohl gebraucht hätte, wenn er nicht mit dem Schwimmen und Tauchen aufgewachsen wäre?
Bestimmt packte der braune Kater sie am Nackenfell und steuerte mit hektischen Bewegungen in Richtung der Oberfläche, wo er sie zunächst an das Ufer brachte. Schnell und wild pochte sein Herz, während er sie ins Gras rollte und ebenfalls an Land ging.
Es war keine FlussClan Katze, stellte Borkenpelz mit einem Schaudern fest, doch dies tat nun wenig zur Sache. »Verdammt«, knurrte er leise, fühlte sich unglaublich hilflos. »Verdammt! Verdammt! Verdammt!« Mit jeder Silbe wurde er immer lauter, geradezu aggressiv. Er war keine Heilerkatzen, weshalb er nun vollkommen überfordert vor der Kätzin stand, die keine Lebenszeichen mehr von sich gab.
Mit weit aufgerissen Augen wandte er sich Sandpfote zu, »Du erinnerst dich an den Weg nach Hause? Renn, Kleine, renn so schnell du kannst und hol Meeresblick! Sofort!« Seine Stimme ließ keine Widerworte zu, während er sich selbst zu beruhigen versuchte.

Erwähnt » Goldfluss, Meeresblick
Angesprochen » Brandhauch

Borkenpelz

Seine Gedanken waren ein heilloses Durcheinander und er hatte das Gefühl, dass eine gewisse Schuld auf seinen Schultern lastete, weil er die Kätzin, die er nur flüchtig auf Großen Versammlungen gesehen hatte, nicht hatte vor dem Tod bewahren können. In seinem Leben hatte Borkenpelz bereits einige Krieger und Kriegerinnen fallen gesehen - selbst hatte es ihn nicht groß gekümmert, ob er den nächsten Sonnenaufgang nach einem Kampf miterleben würde. Er genoss das Leben in vollen Zügen, kämpfte ohne Furcht und Zurückhaltung für seinen Clan.
Doch genau das war es, was Goldfluss' Tod so schockierend machte. Sie war in keinem Kampf gestorben, sie war nicht für das Beste ihres Clans gestorben. Es war ein kleiner Schritt gewesen, ein kleiner, falscher Schritt, der alles auf einen Schlag beendet hatte.
Es rief ihm schmerzlich in Bewusstsein, wie rasch alles sein Ende finden konnte - wie verletzbar sie alle doch eigentlich waren, obgleich er sich selbst niemals eine Schwäche eingestehen würde.
Nichtsdestotrotz war Borkenpelz bis ins Mark erschüttert, sodass er nicht einmal den Ansatz von Freude empfinden konnte, als er Meeresblick erblickte. Seine liebenswürdige Meeresblick, Heilerin des FlussClans und seine beste Freundin zugleich.
Stumm richtete der Krieger seine Augen auf sie; es widerstrebte ihm, Goldfluss auch nur einen weiteren Blick zu widmen. Der Ausdruck, der sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, war nicht zu beschreiben. Er würde ihn selbst nicht konkret definieren können, wenn er sich nun im Spiegel der Wasseroberfläche betrachten würde. Es war eine Mischung aus Schock, Angst, Wut, Trauer, Unglaubwürdigkeit. Und in irgendeiner Weise auch Resignation und Erschöpfung.
Es war ein langer Tag gewesen - und dies war eindeutig nicht die Art und Weise, wie ein solch Kräfte zehrender Tag zu Ende gehen sollte. Borkenpelz konnte sich nicht einmal mehr wirklich daran erinnern, wann er das letzte Mal sein bequemes Nest unter sich gespürt hatte. Er wollte einfach nur noch schlafen und die tote Kätzin vergessen.
Als der Kater sah, wie Meeresblick Goldfluss vom Wasser - das Wasser, das ihr das Leben genommen hatte, wegzog, war es mehr, als würde ein anderer sich seines Körpers bemächtigen und ihr dabei helfen.
»Und jetzt?«, krächzte er. Seine Stimme ließ nicht erkennen, was er fühlte - und wenn er ehrlich zu sich war, war ihm nicht einmal klar, was er im Augenblick fühlte. Wenn er denn überhaupt noch zu einer Gefühlsregung imstande war. »Was machen wir jetzt?«

Erwähnt » Goldfluss
Angesprochen » Meeresblick