Nachtfuss blickte kurz verwirrt um sich und bohrte unsicher seine Kralle in die noch etwas feuchte Erde. Wieso zum Teufel kehrte er wieder zurück an diesen Ort und ging nicht anderswo jagen? Der Kater versuchte sich einzureden, dass es an dieser Stelle mehr Mäuse als auch Kaninchen vorhanden wären als an anderen Stellen, doch innerlich wusste er nur allzu gut, weshalb er diesen Weg einschlug. Das Bild von Zitterfluss, welche ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, hatte er genau vor seinen bernsteinfarbenen Augen. Nur allzu gut aber war dem Kater bewusst, dass diese Gefühle unerwidert bleiben würde und er sich vergebens Hoffnung machen würde. Auch wenn er genügend Mumm besitzen würde, würde die Kätzin wohl dem Anschein nach keinesfalls gegen eine Regel verstoßen. Zitterfluss wirkte auf ihn ängstlich, ohne jegliches Selbstvertrauen oder dergleichen, unsicher, wie sie sich verhalten musste. Dies fiel Nachtfuß schon auf, als er sie zum ersten Mal traf. Und zum letzten Mal!, dachte er zerknirscht. Nachtfuß war sich bewusst, dass er nun Vater von drei kleinen Jungen war und bereits eine Gefährtin hatte, jedenfalls bis Eisauge ihn kaltherzig abservierte, als ob sie nie etwas für ihn empfand und ihn nur ausgenutzt hatte. Diesen Gedanken verwarf der Kater schnell wieder und hielt Ausschau nach Beute. Er wollte sich ablenken, alles rund um sich vergessen, was er nun auch tat oder zumindest versuchte. Der getigerte Kater brauchte nicht lange zu suchen, als er bereits die erste kleine Maus, welche wahllos in der Erde herumgrub, erspähte und langsam auf diese zu schlich. Mit seiner Zunge leckte er sich über sein Maul, bevor er sich auf die Wühlmaus stürzte und es mit einem gezielten Schlag tötete. Kurz warf er einen sehnsüchtigen Blick auf die Seite des SchattenClans, ehe er seine Beute wie gewohnt vergrub. Dennoch hoffte der Kater, der Kätzin nochmals begegnen zu können.

Angriffslustig drehte sich der Kater um, als er den Schrei einer Katze vernahm und blickte sogleich in zwei verschieden farbige Augen, welches ihn wohl aus der Distanz anschauten. Seine Schnurrhaare zuckten leicht, als er die Kätzin bemerkte, die ihm seit der letzten Begegnung im Kopf herumgeisterte. Unsicher tappte er einige Schritte auf den Donnerweg zu, bevor er innehielt. Was er hier machte, war falsch und verstieß gegen das Gesetz, dies war dem Kater klar, dennoch konnte er sich nicht vor dem Anblick der Kätzin losreißen, einfach umdrehen und so tun, als ob er nichts geschehen wäre, doch Nachtfuß konnte es nicht. Wie gefesselt war er von der Schönheit der Kätzin. Hin und hergerissen zwischen der Vernunft, seinen Jungen und der Sehnsucht blendete er schlussendlich alles aus, ehe er tief einatmete und unsicher den Donnerweg betrat. Er wollte sich mit ihr unterhalten, ihr seine Sorgen berichten und sie kennenlernen, obwohl es absurd erschien eine fremde Kätzin, noch dazu eine von einem anderen Clan, vom Anfang an zu mögen oder eine Vertrautheit zu spüren, was der Kater nicht verstand und nicht verstehen wollte. Zittefluss zog ihn an auf eine magische und unbeschreibliche Art an und wie es scheint war es dem Kater unmöglich, sich aus dem Bann zu lösen und einfach ins Lager zurückzutraben. Mit einigen Sprüngen war er schließlich bei ihr angekommen und bewegte sich einige Schritte auf sie zu. Die Schönheit der Kätzin ließen sein Herz schneller springen und auch die Stimme versagte ihm. Verärgert darüber räusperte er sich kurz, bevor er sie mit seinen großen Augen anblickte. „Hallo.“, krächzte er und blickte sie leicht beschämt an. Der Kater wusste nur zu gut, dass er ungepflegt aussah, schließlich hatte er seine Fellwäsche gar noch nicht begonnen und sein Fell stand wahrscheinlich ab, was dem Kater nicht sonderlich gefiel. Verlegen leckte er sich einige Male über sein Brustfell und versuchte seine Unsicherheit so gut wie möglich zu verbergen.

Auch der Kater war deutlich nervös und verhielt sich seiner Meinung nach wie ein Junges, welches nicht stillhalten konnte. Kurzerhand beschloss er es sich auf dem kahlen Boden gemütlich zu machen. Dabei ließ er Zitterfluss keine Sekunde aus den Augen. Obwohl alles in seinem Körper danach schrie wieder zurück in das Territorium seine Clans zu gehen, konnte er sich nicht von der Katze losreißen. Sie war anders, anders als alle Kätzinnen, welche er in seinem Leben begegnet war, denn sie hatte ein gutmütiges Herz. War es das?, dachte der Kater und starrte ihr in ihre bernsteinfarbene als auch das blaue Auge. Dieser kleine als auch kurze Moment genügte, dass sich sämtliche Nackenhaare des Katers aufrichteten. „Mir geht es gut.“, murmelte er unsicher und scharrte mit einer Pfote in der Erde herum. Verdammt, seit wann war er denn so nervös, wenn er mit einer Katze sprach? Er brachte ihr sein Vertrauen entgegen, obwohl er sich nicht sicher war, ob sie Freund oder Feind war, ihn verraten wollte oder nicht.
„Wie geht es dir?“, krächzte er schließlich und verfluchte abermals seine Stimmbänder, die wohl beim Anblick der schönen Kätzin versagten. Unruhig beäugte er die Umgebung, als ob eine fremde Katze ihn unerwartet angreifen würde, doch diesen Gedanken schüttelte Nachtfuß schnell ab. Er war sich immer noch nicht bewusst, was an dieser Katze speziell war und ihn derartig anzog, doch das würde er früher oder später herausfinden. Das schlechte Gewissen plagte ihn und kurz schloss der Kater seine Augen, versuchte sich einzureden, dass dies nicht falsch war. Obwohl er und Eisauge längst nicht mehr Gefährten waren, fühlte er sich dennoch teilweise für sie zuständig und seitdem sie gemeinsame Jungen hatten, hatte sich die Situation zwischen ihnen seiner Meinung nach etwas aufgelockert. Doch er könnte sich auch täuschen und unschlüssig starrte er seine Pfoten an. Sollte er bleiben, oder soll er zurück zu seinen Jungen?

Er konnte deutlich den Blick der Kätzin auf sich spüren und sofort hatte er das Bedürfnis, sich wieder in sein Territorium zu begeben. Nachtfuß spürte einen kleinen Stich im Herzen, als Zitterfluss ein Stück vor ihm zurückwich und fragte sich, ob er ihr wohl Angst einjagte, schließlich würde nicht einfach eine fremde Katze das Territorium des anderen Clans betreten. „Ich tu dir nichts.“, murmelte er beruhigend und blickte sie betont freundlich an, wobei ihm das aufgrund seiner Nervosität etwas misslang.

„Wie meinst du das?“ Fragend blickte er sie an, als sie vom SchattenClan erzählte und Neugierde packte ihn. „Sind sie gemein zu dir?“, fragte er vorsichtig und trat langsam einen Schritt auf die Kätzin zu. Obwohl er sie kaum kannte, konnte sich der Kater es nicht vorstellen, dass jemand die Kätzin vor ihm nicht mochte, denn sie war äußerst freundlich und offen, zumindest dachte der Kater so.

Als Nachtfuß bewußt wurde, dass er sich gerade Sorgen um eine ihm unbekannte Katze machte, trat er verlegen einen Schritt zurück und beäugte abermals seine massigen Tatzen, die sich hervorragend dazu eigneten zu Jagen. Er konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken wieder zu Eisauge und ihren Jungen schweiften. Irgendwie fühlte er für Zitterfluss dasselbe als das, was er für Eisauge empfunden hatte, was dem Kater deutlich unbehaglich war.

Der Kater konnte Zitterfluss ihre Unsicherheit oder auch Angst deutlich anmerken und scharrte leicht frustriert in der Erde hinaus. Machte er ihr Angst? Nun, bisher hatte sich der Kater nichts von anderen Katzen und ihre Meinungen über ihn gehalten, außer jene von Eisauge, die er nun nicht mehr verstand oder in keiner Weise nachziehen konnte, doch anscheinend war er nicht der einzige, der einen komischen Charakter besaß. Er schüttelte den Gedanken an Eisauge und seinen Jungen ab, bevor die Schuldgefühle ihn erneut plagen konnten und lauschte den Worten der Kätzin, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Keine Sorge, ich werde dich weder schaden noch in irgendeiner Weise bedrängen.“, murmelte er und blickte mit seinen bernsteinfarbenen Augen auf seine großen Tatzen. Er blickte erstaunt auf, als aus der vorher noch zurückhaltender Katze eine Katze wurde, die ihr Clan beschützte, zumal sie sich seiner Meinung nach nicht wirklich wohlfühlte. „Entschuldigung.“, murmelte Nachtfuß und blinzelte einige Male. Er wusste, dass er nichts vom WindClan preisgeben sollte oder durfte, dennoch würde er der Kätzin einige Antworten auf ihre Fragen geben, wenn sie welche hätte. „Du darfst mich gerne über den WindClan ausfragen.“, sagte er freundlich, jedenfalls versuchte er es freundlich rüberzubringen, um die Stimmung wieder etwas aufzulockern.