Romy
Es ist ein sonniger Frühlingstag. Die Sonne scheint und aus allen Richtungen hört man Vögel zwitschern. Etwas zu fröhlich und bunt, meiner Meinung. Ich stehe vor  zwei riesigen Gebäuden; dem Schulgebäude und der Schlafstätte. Zwischen den zwei Gebäuden befindet sich der Schulhof, den man mehr oder weniger schon als Park ansehen könnte. Einzig und alleine dieser Stacheldrahtzaun und das Sicherheitspersonal gibt einen ein mulmiges Gefühl. Ich nehme meinen Koffer vom Busfahrer entgegen, der mich eben noch stundenlang hier her gefahren hat. Kein Wunder, dass ich erst vor kurzem von diesem Internat erfahren habe, so abgelegen wie das hier ist... Doch so wenige scheinen hier nicht auf dieses Internat zu gehen, zumindest stehen hier noch 2 andere Busse und einige Autos. Was für Eltern müssen das sein, ihre Kinder diesen langen Weg mit dem Auto zu fahren? Ich seufze. Dann drehe ich mich um und sehe zu der Gruppe Schüler, die sich anscheinend auf dem Weg zum Schulhof macht, wo die Schuldirektorin auf einem Podest wartet um alle Schüler zu begrüßen. Den Tagesplan habe ich mir schon eine Woche vorher ausdrucken, weshalb ich mir dieses Geschwafel der Frau eigentlich sparen könnte. Doch um nicht Probleme mit dem Sicherheitspersonal zu bekomme gehe ich mit der Gruppe mit und stelle mich an den Rand und höre der Rede der Schuldirektorin zu."Guten morgen neue Schüler. Ich bin eure Schuldirektorin Frau Wolf. Ich weiß, dass ihr alle zurzeit eine schwierige Zeit in eurem Leben durchmacht, weswegen ihr ja hier seit. Ihr solltet wissen, dass falsch irgendwelche Probleme auftauchen ihr direkt zu mir kommen könnt und wir das in Ruhe unter zweit Augen besprechen können. Um erfolgreich in den Tag zu starten, teilen wir euch gleich in Gruppen auf, um euch dann in eure Zimmer zu schicken, wo ihr dann auch eure Schuluniformen vorfinden werdet. Denkt dran: Die Anstecker sind Schulpflicht und müssen, es sei denn ihr befindet euch in eurem Zimmer, getragen werden. Wenn ein Schüler ohne Anstecker erwischt wird, muss er Nachsitzen.", sie macht eine Pause ehe sie fortfährt. "Nachdem ihr eure Uniformen angezogen habt und euch eingefunden habt werdet ihr in die erste Unterrichtsstunde gehen. Die alten Schüler werden euch sicherlich gerne helfen hier einzufinden."
Schließlich war diese Rede endlich zu Ende. Viel zu lang meiner Meinung nach. Ein paar Leute vom Sicherheitspersonal kommen auf uns zu und rufen die Namen von den Leuten auf, die in ein Zimmer kommen.

Romy
Ich sehe mich um. Nicht weit von mir entfernt sehe ich eine Schülerin stehen, die schon ihre Uniform an hat. Ein alter Schüler? Ich gehe einen Schritt auf sie zu, aber drehe mich dann ruckartig von ihr weg. Ich sollte mich am besten so fern wie möglich von ihr halten. Die Gefahr ist einfach viel zu groß, dass sie irgendwo eine Wunde hat. Ich will einfach keine Schmerzen spüren. Ich beobachte sie, wie sie an ihren Fingernägeln kaut. Diese Angewohnheit hatte ich auch mal, hab aber zum Glück damit aufgehört.

Romy
Erschrocken zucke ich zusammen als das Mädchen auf mich zu kommt und nun auch noch mit mir redet. Toll. Das hast du nun davon. Ich sollte am besten die ganze Zeit einfach nur den Boden anstarren. "Hey...", sage ich leise und sehe sie an. Jetzt ist es eh zu spät. "Bist du schon länger hier?", frage ich mit fester Stimme. Ich sollte vor ihr keine Schwäche zeigen... Für die Meisten aus meiner alten Schule genügte nur ein einzelnes Anzeichen von Schwäche und man war das nächste Mobbingopfer. Wenn ich mich abweisend verhalte und keine Fehler mache, dann lassen sie mich sicherlich bald alle in Ruhe. Dann muss ich sie auch nicht mehr anfassen. Bei dem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken runter.

Romy
"Mein Name ist Romy... Romy Myers.", sage ich und setze mir ein leichtes Lächeln auf. Doch schnell lasse ich meine Mundwinkelt wieder nach unten fallen. Ich sollte ihr nicht sympatisch werden. Die Anderen wurden alle gebrochen? Ich weiß, dass mir schon viele eingeredet haben, dass ich ein ganz normaler Mensch bin, der grade nur eine schwierige Zeit durchmacht und das alles nur eine Einbildung ist... Ich schnaube verächtlich. Trotzdem habe ich diese Schmerzen jedes mal, wenn ich jemanden anfasse. Ich will doch nur, dass ich diese Schmerzen habe, sobald ich einen einfach nur berühre.

Sean
Gelangweilt sitze auf einer Bank abseits der großen Menschengruppe. Frau Wolf... Die Frau kommt mir nicht geheuer vor. Sie scheint zwar ziemlich nett zu sein, aber ich musste leider am eigenen Leib erfahren, was sich so hinter den son manchen ach so netten Menschen versteckt. Ich schließe die Augen und genieße die warmen Sonnenstrahlen. Außer einen total zerfledderten Rucksack, ein paar Klamotten (von denen mir die meisten Sachen zu groß sind), ein Colegeblock, ein Mäppchen mein Handy und ein bisschen Geld habe ich nichts dabei. Seltsamerweise kostet dieses Internat nichts für meine Eltern... Weswegen meine Eltern mich hier freiwillig hergeschickt haben... Blöderweise hat man hier kein Netz. Ansonsten hätte ich schon längst meine Kumpel angerufen und ihnen gesagt, dass sie mich hier raus holen sollen. Was sie aber sicherlich eh nicht getan hätten. Die Gefahr ist zu groß für sie dabei geschnappt zu werden und andererseits... Ich seufze.

Sean
Ich öffne die Augen wieder als ich meinen Namen vernehme. Ich seufze und stehe auf. Zimmer 210... Wo sich das befindet? Blöderweise habe ich eben nicht zugehört... Aber was soll's? Ich nehme meinen Rucksack und gehe zu den Schlafstätte. Typischerweise war das Gebäude in den Etagen aufgeteilt. So war es, dass die Jungs im zweiten Stock ihre Zimmer haben, die Mädchen im ersten und die Lehrer und so im Erdgeschoss. Sicherlich denken die, dass wenn man die Zimmer der Jungs und Mädchen in einer Etage machen würde, dass die Schüler die ganze Nacht unterwegs sind. Obwohl... Die Mädchen könnten genauso gut nachts durch die Gänge laufen. Endlich im zweiten Stock angekommen schaue ich mich nach Zimmer 210 um. Alle Zimmer sind an einen Flur verbunden und auf jeder Tür steht eine Zahl drauf. Es dauerte wirklich nicht lange, da stehe ich vor Zimmer 210. Die Zimmertür ist offen. Vorsichtig betrachte ich das Zimmer. Der Raum ist wirklich ordentlich gehalten. Hier stehen 3 schon bezogene Betten auf denen jeweils eine Uniform liegt (es sei denn der Schüler hat die schon an, dann liegt dort keine), zwei Schränke und zwei Schreibtische. Außerdem sehe ich noch eine Tür, die wahrscheinlich zum separaten Badezimmer führt. Ich werfe meine Tasche neben eines der Betten, schiebe die Schuluniform auf Seite und lasse mich auf das Bett fallen. Wer wohl noch mit mir in einem Zimmer ist?

Sean
Ein anderer Junge kam ins Zimmer und legte seine Sachen auf eines der Betten. Als er sich zu mir dreht schnaube ich und rolle mit den Augen. Wann habe ich noch mal das letzte mal jemanden die Hand geschüttelt? "Ich bin Sean.", sage ich und starre seine Hand an. Aus was für Spießerberhältnissen muss man eigentlich kommen, um schon in dem Alter sich die Hände zu schütteln? Müde schließe ich die Augen. Ich kann während Busfahrten einfach nie gut schlafen. "Sag mal hast du der Tussie eben zugehört... Wie heißt die nochmal?", ich mache eine kurze Pause. Irgendwas mit einem Tier... Naja, was interessiert mich deren Name eigentlich? Das einzige was ich weiß, ist, dass ich mich besser von ihr fern halte und das genügt mir. "Sag mal weißt du was die gelabert hat?" Ich öffne wieder die Augen und setze mich auf. "Hatte keinen Bock deren unendliches Geschwafel zuzuhören.", füge ich hinzu.