cf: WolkenClan-Lager

Für Malvenpfote war es keine einfache Aufgabe, mit Ahornstern Schritt zu halten. Es lag nicht daran, dass sie sich sonderlich zügig bewegte, mehr an den verschiedenen, spannenden Fleckchen, die er auf seinen Weg zum Bach entdeckte. Irgendwo zwischen den hohen Bäumen war vor langer Zeit einer umgestürzt und die morschen Wurzeln bildeten nun eine Aushöhlung im Boden, die der dunkle Kater gerne erkundet hätte. Seine Nase streckte sich in diese Richtung, kurz blieb er stehen, begutachtete die interessante Höhle und überlegte zu betteln, hier kurz anzuhalten, doch er erinnerte sich daran das Ahornstern nicht viel zeit hatte bis sie zu großen Versammlung aufbrach und somit verschob er seine Erkundung auf ein Anderes mal.
Malvenpfote war jetzt Schüler. Bedeutete das auch, dass ihm ein Freigang ganz ohne Begleitung eines Kriegers gestattet war?

Sie erreichten den Bach nach einem langen, für den jungen Kater recht ungewohnten Marsch. Seine Pfoten taten ihn jetzt schon weh, doch an Jammern dachte er nicht. Munter sprang er auf das sprudelnde Wasser zu und warf einen flüchtigen Blick hinein. "Ich habe noch nie so viel Wasser gesehen! Kann man es auch trinken?", maunzte er enthusiastisch "Können wir mal schauen, wo der Bach entspringt? Ich möchte es wissen." Vorsichtig streckte er seine schwarze Pfote über die Uferkante und zuckte zurück, als das eisig kalte Wasser sein dickes Fell tränkte. Ein aufgeregtes Leuchten trat in seine Augen. Nur schwer konnte er sich vorstellen, wie die Katzen des FlussClans diese kalte Flüssigkeit freiwillig betraten, doch gleichzeitig fand er es auch unfassbar spannend, dass sie es taten.
Als Ahornstern ihn mit einem Schwanzschnippen zu sich rief, sprang er sofort an ihre Seite. Mit großen Augen blickte er ihr entgegen und zuckte dann leicht schuldbewusst mit den Ohren, als sie auf ihre Aufgabe zurückkam. Mehr Zeichen gab er jedoch nicht, die darauf hinweisen könnten, dass er sich nur spärlich damit beschäftigt hatte, was die rote Anführerin überhaupt von ihm wollte. Stattdessen nickte er zuversichtlich. "Na klar!", miaute er "Fährten lesen ist wichtig damit..."
Seine Gedanken flogen für eine Sekunde zurück zu seiner Erinnerung an das Versteckspiel.
"Es ist wichtig, damit wir unsere Feinde aufspüren können die sich vor uns verstecken."

Also konnte man dieses Wasser trinken?
Ohne es selbst auszuprobieren glaubte der schwarze Kater den Worten seiner Mentorin. Hierher, so glaubte er, mussten also die Moosbälle kommen, aus denen die Jungen im Lager an trockenen Tagen immer tranken. Aufmerksam schaute er sich an den Rändern des Stroms nach feuchtem Moos um, konnte jedoch nicht viel mehr ausmachen als nassen Gras, Schlamm und grauen Kies.
Viel mehr Zeit blieb ihm auch gar nicht zum erkunden, denn Ahornstern zeigte ihm nach seiner herbeigeschummelten Antwort, was Fährten lesen wirklich bedeutete. Zwar nutzte man diese Fähigkeit auch, um seine Feinde aufzuspüren, worüber Malvenpfote ein wenig stolz war, doch primär diente sie dem aufspüren von Beutetieren. Bei dieser Erkenntnis weiteten sich die blauen Augen des Katers vor Überraschung. Beute musste man also aufspüren? Auch wenn es logisch erschien, hatte Malvenpfote sich immer vorgestellt, dass man einfach durch den Wald lief und irgendwann auf einen Vogel traf, den man fangen konnte. Ihm erschloss es sich nicht ganz, warum die Beute sich überhaupt vor ihnen versteckte, wusste nicht so richtig, dass diese Tierchen lebende, fühlende Wesen waren wie er.
Somit legte er leicht den Kopf schief, doch um Ahornstern nicht zu unterbrechen zwang er sich dazu, mit seinen unzähligen Fragen inne zu halten. Aufspüren oder nicht, im Endeffekt würde er so oder so jeden Tag genug Beute erlegen, um sich und seiner Mama die Bäuche zu stopfen. Das Fährten lesen war neben der eigentlichen Jagd eine lästige Nebenaufgabe, der er sich wohl beugen musste.

Neugierig musterte der Kater die Fährte zu Ahornsterns Pfoten. Eine ungewöhnliche Spur war in den Schlamm geprägt, gar nicht so unähnlich seinen eigenen Ballen, die sich ebenfalls in dem weichen Boden abzeichneten. Nur waren diese Pfoten viel kleiner und irgendwie spitzer. Wie angewiesen schnüffelte er an den Fußspuren, rümpfte leicht die Nase und erkannte dann den vertrauten Duft einer Maus, den er von seinen Mahlzeiten mit Tulpenlicht kannte.
Als seine Mentorin anmerkte, dass sie die Maus bestimmt finden würden, wenn sie der Spur folgten, stellte sich aufgeregt sein Schweif auf. "Können wir? Können wir?", miaute er enthusiastisch "Ich will sie sehen, wenn sie nicht tot ist."
Doch die rote Anführerin hatte etwas anderes im Sinn. Malvenpfote sollte seine eigene Fährte finden, was ihn nur noch freudiger stimmte. Er würde seine erste eigene Beute finden und anschließend seiner Mama bringen~
Doch wo musste er anfangen? Unschlüssig schnüffelte er an den umliegenden Grasbüscheln und Sträuchern, an der Rinde eines Baumes, an den Steinen zu seinen Pfoten. Alles duftete irgendwie neu doch nichts davon wirklich essbar, wie die Gerüche des Frischbeutehaufens aus dem Lager.
Mit erhobener Nase trappelte er zum nächsten Gebüsch, steckte den Kopf hinein und suchte zum Fuße der verzweigten Ästen nach Mäusespuren, entdeckte stattdessen jedoch etwas anderes. Ohne Furcht griffen seine Zähne danach und er präsentierte Ahornstern eine kurze, dunkle Feder, die er neben ihr auf den Boden fallen ließ. "In dem Busch war bestimmt ein Vogel!", miaute er, ganz hibbelig über seinen Fund. Er erinnerte sich an die Aufgabe seiner Mentorin und steckte dann erneut den Kopf zwischen die Blätter, um den Geruch genauer zu prüfen.
"Ich weiß nicht, ob ich etwas rieche aber wenn, dann ist es sehr alt. Der ist bestimmt lange nicht mehr hier gewesen oder ein anderer Krieger hat ihn erlegt!"
Nachdem er geendet hatte, sprang er zurück zu seiner Feder und begutachtete sie ein wenig genauer. Wie merkwürdig sie doch aussah im Kontrast zu dem Fell einer Katze. Beutetiere waren wirklich komisch.