John
Ich schnappte mir wieder mein Surfbrett und stapfte auf den Strand zu. Alle Finalisten stellten sich neben einander auf. Ein Signalhorn ertönte und alle liefen auf den dunklen Ozean zu. Ich warf mich in de Fluten und Schwamm auf meinem Surfbrett hinaus auf das Meer. Immer höhere Wellen erschienen und ich verlor schon fast die Orientierung. Dann sah ich sie. Die Welle. Eine riesige Welle, größer als alle anderen. Mit eisernem Blick Schwamm ich auf die Welle zu. Ich drehte mich um und paddelte nun mit den Wellen. Ich spürte, wie die Monster Welle unter mir näher kam und stellte mich aufs Brett. Von hier aus sah ich das Ausmaß des Sturmes. Ein wenig Angst flackerte in meinen Augen auf und ein Windstoß fegte mich vom Brett. Ich wurde sofort runter gezogen und versuchte vergeblich, mich an der Oberfläche zu halten. Ich wurde immer tiefer gesogen und Panik machte sich in mir breit. Am Strand rief der Kommentator meinen Namen und deutete auf die Welle, wo ich verschwunden war.

Loui
Ich blieb stehen und hopste wieder zurück auf den Stein. Mittlerweile waren die Wellen hoch. Eigentlich zu hoch. Sind die bescheuert?! murmelte ich und blickte auf die Schar Surfer, als ich John unter ihnen entdeckte. Ich sog scharf Luft ein und beobachtete mit blankem Entsetzen, wie er die größte aller Wellen ansteuerte. JOHN! BIST DU DES WAHNSINNS? schrie ich, doch es war zu spät. Er fiel und weg war er. Wie ein riesiges Maul hatten ihn die Wassermassen verschluckt. Ohne nachzudenken sprang ich in die Luft. Der Wind war stark, doch nichts im Vergleich zu meiner Angst. Schnell wischte ich um die Wellen herum ohne entdeckte zu werden. Johns Board kam mir entgegen und mit entsetzen sah ich die grüne Farbe. Es war das gleiche mit dem ich am Morgen gesurft war. Schnell flog ich hinunter und setzte einen winzigen Funken darauf, dass das Band noch an seinem Fussgelenk war. Doch es trieb schlaff auf dem Wasser. Abgerissen. JOHN!! schrie ich panisch. Große Tropfen platschen von oben herab, was keinen Unterschied machte, denn ich war komplett durchnässt. Sie Sekunden rannen mir durch die Finger, als ich plötzlich weit unter mir im dunklen Wasser etwas gelbes schimmern sah. Oh GOTT JOHN!! schrie ich gegen den Wind und tauchte ins Wasser. Wie Welle riss mich herum, doch ich hatte Bärenkräfte entwickelt. Obwohl mir die Luft knapp wurde, tauchte ich nach unten zu ihm. Wieder brach eine Welle über uns, doch ich zog stur an dem schlaffen Körper. Schon begann vor mir zu verschwimmen als ich an die Wasser Oberfläche kam. Ich schnappte nach Luft und wurde sofort von seinem Gewicht wieder runter gezogen. Schnell paddelte ich mit letzter Kraft wieder nach oben. Eine Welle brach. Direkt auf mich zu. Mit einem entsetzten Aufschrei sprang ich nach Oben, Johns Handgelenk eisern umklammert. Überall um mich herum war Wasser, doch wie ein Wunder hatte ich es aus der Welle geschafft. Doch alle meine Muskeln zitterten und Johns Handgelenk drohte mir zu entgleiten. Mit Tränen der Verzweiflung in den Augen suchte ich panisch nach seinen Surfbrett. Das einzige was uns jetzt noch retten konnte.

John
Ich sank erst weiter nach unten und verlor schnell das Bewustsein. Völlig kraftlos trib ich unter Wasser. Plötzlich wurde ich gepackt und nach oben gerissen. Ich bekam das nicht aktiv mit, da ich immer noch in meiner Bewusstlosigkeit herum schwebte. Mein Atem ging flach und ich hatte eine Menge Wasser verschluckt.

Loui
Mit Tränen der Erschöpfung und Verzweiflung in den Augen trieb ich in der Luft. Knapp über der Wasseroberfläche. Ich spürte, wie meine Kraft nach lies, wie ich Johns Handgelenk nicht mehr lange halten würde. Hektisch sah ich mich nach dem Surfbrett um. Ich hatte die völlige Orientierung verloren. Wo war der Strand? Wo das offene Meer? Wo die Klippen? Ich hatte keine Ahnung. Ein Schluchzer der absoluten Hoffnungslosigkeit glitt lautlos über meine Lippen, während wir tiefer und tiefer sanken. Meine Füße sanken ins tosenden Wasser, als ich plötzlich etwas gegen den Rücken geschlagen bekam. Ich fuhr herum und stieß ich einen Aufschrei auf. DAS BRETT! mit der letzen Kraft, die ich aufbringen konnte, schob ich John auf das grüne Surfbrett. Eine Welle rollte heran und ich paddelte schnell zur Seite, doch meine Beine waren müde. Zu müde. Die Wellen brachen immer höher, als ich plötzlich Sand unter meinen Füßen spürte. Wir müssen ganz nah am Ufer sein... dachte ich. Da entdeckte ich im strömenden Regen das Zelt der Jury. Mit einem letzten Schubs stieß ich das Surfbrett an den Strand, wo es sofort aufgeregt entdeckt wurde. Schnell tauchte ich unter einer Welle hindurch. Meine Muskeln waren schwer wie Blei, doch irgendwie schaffte ich es in die Luft und mit Energiereserven, die ich gar nicht kannte an die Klippen. Dort hüllte ich mich bibbernd in meine Decke und sah mit Tränen in den Augen auf die tosenden See hinaus.

John
Als ich auf meinem Surfbrett an den Strand gespült wurde, liefen sofort ein par Leute zu mir. Manche wollten mir helfen, aber die meisten gafften mich nur an. Ich wurde auf den Rücken gelegt und bekam eine Herzdruckmassage, sowie eine Beatmung. Nach gut 30 Sekunden kam ich langsam wieder zu mir und spuckte gut einen halben Liter Wasser aus. Danach blieb ich zitternd liegen. Wie war ich wieder an den Strand gekommen?

Loui
Bibbernd saß ich in die Decke gehüllt in der Höhle und sah hinaus in den strömenden Regen. Wind peitschte die Wellen vor sich her. Vor lauter Erschöpfung zitterten all meine Muskeln, was die Sache nur noch schlimmer machte. Er wäre fast gestorben... wisperte ich leise vor mich hin. Die Sache ging absolut nicht in meinen Kopf hinein. Mit leeren Augen starrte ich in die schwarzen, zerfetzten Wolken. Tränen liefen in Strömen über meine vor Schock blassen Wangen, doch das war sowieso egal.

John
Ich schloss wieder die Augen und die letzten Momente, an die ich mich erinnern konnte, flogen an mir vorbei. Ich sah vor mir, wie ich vom Surfbrett stürzte und die Leine durch riss. Danach sank ich immer tiefer und eine beklemmende Angst machte sich mit breit.dann wurde alles schwarz. Was war passiert? Ich richtete mich langsam auf. In der Ferne hörte ich einen Krankenwagen näher kommen. Ich sah mich um und winkte eine Frau herbei, die gerade einen Schirm weg räumte. Sie kam näher und ich fragte sie, wie ich an den Strand gekommen war. Also, du lagst auf dem Surfbrett, mit derLeine am Fuß und würdest angeschwemmt. Du hattest echt Glück. sagte die Frau. Ich nickte. Aber Glück konnte das nicht gewesen sein...

Loui
Irgendwann, nach endlosen Minuten oder Stunden, kehrte ein Funken von Wärme in meinen durchfrorenen Körper. Schnell schlang ich die Decke fester um mich. Meine triefenden Klamotten hatte ich über mein Surfbrett gehängt und mein trockenes Surfshirt angezogen. Mit den Streichhölzern und ein bisschen Schwemmholz hatte ich ein kleines Feuer gemacht. Mit leeren, blassgrünen Augen starrte ich in die flackernden Flammen, im Hintergrund die noch immer tosende See. Ich war allein. Völlig allein.

John
Der Krankenwagen kam am Strand an und nahm mich mit ins Krankenhaus. Das letzte Mal, dass ich dort war, war mit...Loui! Aber sie war doch abgehauen.... war sie wieder da? Ich starrte in die Luft. Das konnte nicht wahr sein! Ich war komplett fassungslos und lies mich in ein Krankenhausbett verfrachten.

Loui
Ich wusste nicht wie viele Stunden ich ins Feuer gestarrt hatte. Irgendwann war es dunkel geworden. Der Sturm war abgeflaut und die Sterne funkelten wie eh und jeh am Himmel. Als wäre nichts passiert. Mir war wieder etwas wärmer geworden, was nichts an meinem psychischen Zustand änderte. Tränen liefen schon längst nicht mehr über meine blassen Wangen. Ich war innerlich komplett leer. Eine nagende, tiefschwarze Leere. So starrte ich in den Nachthimmel. Der so weit weg war. Manchmal, wenn ich sehr weit oben war, fühlte ich mich wie ein Teil von ihm, aber im Moment war er einfach nur unendlich weit weg. Zusammengekauert saß ich neben dem Feuer und starrte ins Nichts.

John
Ich blieb die Nacht über im Krankenhaus und schlief unruhig. Immer wieder wachte ich schweißgebadet auf und musste mich kurz wieder beruhigen, bevor ich wieder einschlafen konnte. Immer wieder der selbe Traum und immer wieder das Aufwachen. So blieb ich um 5 Uhr einfach wach liegen, weil ich nicht schon wieder aufwachen wollte. Man ist das hier langweilig.

Loui
Ich musste stunden einfach so am Strand gesessen sein. Als ich vom Feuer, welches nur noch ein Haufen Glut war, aufblickte, dämmerte der Morgen. Die Sonne ging flammend über dem Horizont auf und färbte das Meer in ein riesiges Feuer. Die Luft war glasklar vom gestrigen Sturm. Seid Stunden hatte ich nichts gegessen und mein Magen knurrte. Als zog ich ein paar Münzen aus meiner Tasche, zog mir meinen riesigen, pinken Pulli an und  nahm meine Sonnenbrille. Es musste ja nicht jeder sehen, wie scheiße ich aussah. Schnell zog ich sie auf und steckte das Geld in meine Hosentasche. Eins meiner Armbänder fiel in den Sand und ich hob es schnell auf. Dann lief ich am Strand entlang, durch die Ausläufer der Wellen zu einem kleinen Bäcker und holte mir ein Croissant.

John
Nach ein par weiteren Routineuntersuchungen dürfte ich dann bald das Krankenhaus verlassen. Ich lief zu einer Bushaltestelle und stieg in den nächsten Bus, der in meine Nähe fuhr. Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster des Busses und die Welt draußen Strich an mir vorbei. Nach einer halben Stunde erreichte ich meine Haltestelle und stieg schweigend aus. Ich lief mit langsamen, schlurfenden Schritten zu meinem Haus, wo eine böse Überraschung in Form der Frau vom Jugendamt wartete. Ich schloss die Tür auf und lies ihr Gerede über mich ergehen. Sie sagte etwas davon, dass sie doch nur das Beste für mich wolle und es mir dort viel besser gehen würde, aber ich kannte den langweiligen Kram schon.

Lou
Ich sah einen Bus heran fahren und John stieg aus. Erleichterung machte sich unter meiner Sonnenbrille breit und ich wollte ihn schon rufen, als sein Blick leer an mir vorbei zog und er in Richtung seines Hauses verschwand. Den stechenden Schmerz, den er mir eben durch den Körper gejagt hatte, bekam er nicht mal mit. Meine Hände zitterten und ich lies die Tüte mit dem Croissant fallen. Schnell hob ich sie auf. Wut kochte in mir hoch und meine Finger krallten sich in die Tüte. Das ist also alles? Ignorieren wir uns? Und dafür hab ich dich gestern aus dem Wasser gezogen!?? dachte ich. Wütend stapfte ich los, an seinem Haus vorbei und verschwand wieder bei den Felsen. Ich schnappte mir mein Surfbrett und stürzte mich in die morgendlichen Wellen. Das einzige womit ich im Moment zurecht kam. Surfen!

John
die Frau redete weiter auf mich ein und wollte mich morgen für ein par Nächte mit in ein Waisenhaus nehmen, damit ich sehen würde, dass es dort gr nicht so schlimm sei. Ich nickte nur und verabschiedete sie kurz. Dann ging ich auf die Terrasse hinaus und sah auf den großen, unendlich scheinenden Ozean hinaus. Eine Person surfte einsam darauf und am liebsten wäre ich auch auf mein Surfbrett gestiegen, doch ich konnte mich nicht richtig überwinden. Irgendetwas hemmte mich, aber ich konnte nicht sagen, was es war.