Ich flog über Laubjunges, der sich geduckt hatte hinweg und kurz bevor ich landete, hatte der andere Kater mich erwischt und zu Boden gedrückt. Erleichtert atmete ich aus, als er verkündete, dass wir jetzt genug trainiert hatten und mein Herz machte einen Satz, obwohl ich weiterhin ängstlich zitterte. Wer wusste denn was Laubjunges noch alles einfiel? Ich bekam einen heftigen Tritt in den Bauch und rollte mich ängstlich zusammen, aber zu meiner Erleichterung ließ der andere junge Kater dann tatsächlich von mir ab und wandte sich zum Gehen. Mühsam rappelte ich mich auf, wobei ich einen dumpfen Schmerz in meinem Bauch nicht ignorieren konnte, aber ich blutete nicht. Eines meiner Ohren zuckte und so schnell ich konnte lief ich hinter Laubjunges her. Den Weg ins Lager würde ich ansonsten nicht zurückfinden, wenn ich das andere Junge verlor.

--> SchattenClan Lager

SC Lager -> Territorium

Mit fliessenden Bewegung erreichte der sandfarbener Kater das Territorium.
Kobrasand hatte sein Tempo etwas beschleunigt, damit er noch etwas für sich sein konnte.
Jetzt konnte er sich auch die Frage stellen, wieso Schattenstern ihn als Anführer einer Jagdrotte losgeschickt hatte.
Doch irgendwie war er auch zufrieden mit einer Entscheidung.
Der Kater schätzte es nicht von jedem, solch ein Vertrauen zu besitzen, doch von der dunklen Anführerin machte gar ihn ein bisschen stolz.
Genug nach gedacht...
Seine goldene Augen nützen ihm jetzt nicht sonderlich viel, jetzt war der Kater mehr oder weniger ab seinen Geruchssinn abhängig...

--> SchattenClan Lager

Schweigend war ich aus dem Lager getrabbt und Kobrasand gefolgt, bis dieser stehen geblieben war. Nun öffnete ich mein Maul, um die Gerüche der Umgebung besser wahrnehmen zu können, doch ich konnte nur die typischen Gerüche der Blattleere wahrnehmen und mein Fell sträubte sich gegen die Kälte. Jetzt bei Nacht war es natürlich noch kälter als tagsüber und nur der Mond erhellte die Nacht spärlich. Doch das machte mir keine Probleme, denn ich war es gewohnt nachts zu jagen, aber auch ich würde Probleme haben, wenn ich meine Beute nicht aufspüren konnte.
Ich nickte Kobrasand einmal zu und deutete ihm mit dem Schweif, dass ich ein wenig weiter gehen würde, um dort mein Glück zu versuchen. Wenn drei Katzen auf engstem Raum stehen, werden wir nichts fangen, sagte ich zu mir selbst. Besser ich laufe noch ein kleines Stück in Richtung Donnerweg. Mit diesem Gedanken bewegte ich mich die ersten Schritte weg. Ich lief langsam und trat möglichst leicht auf, um ja keine potenzielle Beute zu verscheuchen. Dann blieb ich ein Stück entfernt, aber noch in Hörweite - so, dass Kobrasand mich jederzeit finden, oder auch rufen konnte - stehen und prüfte erneut die Luft.
Es ist schwer bei so einer Kälte etwas zu finden und dann auch noch zu fangen, dachte ich, während ich die dunklen Schatten im Mondlicht musterte. Und was wir fangen wird vermutlich selbst mager und dem Hungertod nahe sein. Ich werde wohl wieder hungrig schlafen gehen. Ich seufzte, als ich daran dachte, dass Zedernjunges, Laubjunges, Wasserjunges und Tannenjunges jetzt eigentlich jeden Tag zu Schülern ernannt werden würden. Es wäre mir fast lieber gewesen, wenn die vier noch in der Kinderstube bleiben könnten, wo sie sich nicht auspowern mussten, um magerer Beute nachzuspüren und dann wenig davon zu bekommen. Aber wenn ich ehrlich war, konnte ich nicht glauben, dass Schattenstern mit der Ernennung noch länger zögern würde. Ich werde euch meine Beute bringen, Rubinherz, dachte ich, als ich erneut die Luft prüfte. Vorausgesetzt ich fange etwas, aber es wird dann wohl kaum für euch alle reichen. Es wird Zeit, dass die Blattleere endlich endet.

Endlich trat mir der Geruch eines Vogels in die Nase. Wühlmaus!, schoss es mir durch den Kopf. Hoffentlich hat sie noch etwas Fleisch an den Knochen. Ich spitze die Ohren und konnte ein Scharren am harten Boden wahrnehmen, sowie das leise tappen der Pfoten zwischendurch. Ich muss sie fangen!, schoss es mir durch den Kopf. Dabei bin ich doch sowieso schon nicht der beste Jäger...
Langsam folgte ich dem Geruch und dem Geräusch, wobei ich mich bemühte möglichst leicht aufzutreten und dem toten halb gefrorenen Laub am Boden auszuweichen, damit die Mäuse es nicht spüren oder hören konnten. Schließlich kam ich so nahe an einen kahlen Strauch heran, dass ich auch die Gestalt des kleinen Beutetiers vor mir unter der Pflanze ausmachen konnte. Noch einen Schritt schlich ich näher heran, bevor ich mich zum Sprung duckte und gekauert einen weiteren Schritt machte. Denn auch Springen war nicht gerade meine größte Stärke.
Ich trat auf und plötzlich raschelte eines der toten Blätter unter meinen Pfoten. Vielleicht wäre es weniger laut gewesen, wenn es nicht halb gefroren gewesen wäre, sondern nur nass, aber so schreckte die Wühlmaus auf. Instinktiv stieß ich mich vom Boden ab, um meine Beute vielleicht doch noch zu erwischen, aber ich landete nur mit einem Plumps genau dort, wo vor einem Herzschlag noch meine Beute gesessen war. Mäusedung!, schimpfte ich in Gedanken. Ich muss vorsichtiger sein, wenn es schon so wenig Beute gibt!