Blinzelnd öffnete Waschbärfuß seine Augen. Wie spät war es? War die Sonne schon aufgegangen? Zu seiner Enttäuschung war das erste, was der graue Kater wahrnahm, das Geräusch des prasselnden Regens.
Seufzend wollte er gerade aufstehen, als er etwas warmes, weiches an seinem Pelz spürte. 'Was zum..?' Blitzartig erinnerte sich der Krieger an den vergangenen Tag und wie er zusammengekuschelt neben Grauschimmer eingeschlafen war.
Für einige Herzschläge musste er realisieren, dass die Kätzin nun wirklich seine Gefährtin war und dass sie hier, eng an ihn gekuschelt schlief.
'War das nicht nur ein Traum...?'
Kopfschüttelnd ließ er seinen Kopf erneut in das weiche Moos sacken. "Nur noch ein bisschen...", murmelte Waschbärfuß und vergrub sein Gesicht in Grauschimmers Flanke. Ihre Wärme und ihr Duft machten ihm sofort klar, dass dies die Realität sein musste. 'Ich bin froh, dass es nicht nur ein Traum war.'
Nach einigen weiteren Herzschlägen, die er schnurrend neben seiner Gefährtin verbrachte, stand er langsam auf. So leise und vorsichtig wie möglich kletterte aus ihrem gemeinsamen Nest und schlich aus dem Bau, um die graue Kätzin nicht zu wecken.
Langsam streckte Waschbärfuß den Kopf durch die Zweige und sofort wurde er von einigen Tropfen auf seiner Nase getroffen.
"Bienenhirniges Wetter... die FlussClan-Katzen freuen sich bestimmt, die schwimmen doch so gern...", grummelte er vor sich hin, ehe er den Blick durch das Lager schweifen ließ. Wirklich viel schien noch nicht los zu sein, wobei es warscheinlich auch eher unwarscheinlich war, dass der Clan sich bei diesem Wetter ausgerechnet auf der Lichtung die Zunge geben wollte.
'Vielleicht sollte ich doch noch ein wenig schlafen?'
Ein grummelndes geräusch aus seinem Bauch gaben Waschbärfuß sogleich eine Antwort. Mit leerem Magen würde er sowieso nicht schlafen können, warum sollte er also nicht gleich einfach seine geliebte Gefährtin mit einem Stück Beute aufwecken?
Zielstrebig trabte er also über die Lichtung, sprang über einige Pfützen und landete dann direkt vor dem Frischbeutehaufen. Wirklich voll sah dieser noch nicht aus, kein Wunder, die Jagdpatrouillen waren warscheinlich noch gar nicht aufgebrochen. Doch trotzdem sah die Beute viel fetter aus als in der Blattleere, weshalb Waschbärfuß zufrieden eine recht große Maus auswählte.
Gelassen trug der Kater die Maus also zurück in den Kriegerbau, vor dessen betreten er sich einmal ausgiebig schüttelte, um das neu gebaute Nest nicht direkt zu durchnässen.
Leise schlich Waschbärfuß an den anderen Nestern vorbei und kam schließlich vor seiner schlafenden Gefährtin an.
Bevor er sie weckte, betrachtete er Grauschimmer einige Herzschläge lang.
'Sie ist noch hübscher, wenn sie schläft...', murmelte er in Gedanken und schnurrte.
Schließlich konnte er auch seinen eigenen Hunger nicht mehr aushalten, und bevor die graue Kätzin vom grummelnden Magen des Katers geweckt wurde, legte er die Maus lieber direkt vor ihre Nase.
Sanft stupste Waschbärfuß seine Gefährtin an.
"Grauschimmer, aufwachen."

Grauschimmer sah ziemlich verwirrt aus, als sie aufwachte. 'Ob sie einen schlechten Traum hatte?' Sie wirkte ziemlich verloren, als wäre sie noch im Halbschlaf, ehe sie dann aber einen Bissen von der Maus zu sich nahm.
'Ich bekomme nicht einmal einen Hauch von Aufmerksamkeit, bevor sie ich auf die Beute stürzt?'
Amüsiert lächelte Waschbärfuß und beobachtete still, wie sich seine Gefährtin streckte.
"Guten Morgen.", schnurrte er sanft. "Ich habe nie zuvor besser geschlafen, deine Nest-Baukünste sind wirklich hervorragend!"
Vielleicht lag es auch daran, dass er neben ihr geschlafen hatte, dass die vergangene Nacht so erholsam gewesen war.
"Keine Sorge, die Sonne geht gerade erst auf. Es schlafen noch einige Katzen, wollen wir den Rest lieber draußen fressen?" Er zeigte auf die Maus.
Es regnete zwar noch immer, aber die beiden würden sicherlich eine geschützte Stelle finden, an der sie in Ruhe die Beute genießen konnten.
Also nahm Waschbärfuß die Maus und stand auf. Mit einem sanften, aber etwas energischeren Stupser in die Flanke, bedeutete der graue Kater der Kätzin, ebenfalls endlich aus dem Nest zu kommen.
Zufrieden schlich er aus dem Bau und suchte sich ein Plätzchen im Schatten der Ranken des Kriegerbaus, um nicht ganz so nass zu werden. Die Felswände und die Bäume, die um das Lager herum wuchsen boten zwar schon so etwas wie eine Abdeckung vor dem käferhirnigen Wetter, irgendwie schaffte das Wasser es dann aber doch ins Lager und auf Waschbärfuß schönen, langen Pelz. Etwas genervt seufzte er.
'Oh SternenClan, bitte schick mir endlich die Blattgrüne! Mein Pelz wird aussehen, wie der eines Streuners, wenn das mit dem Wetter so weiter geht...'
An einer einigermaßen trockenen Stelle ließ sich der Krieger schließlich nieder und kuschelte sich eng an seiner Gefährtin.
Schnurrend nahm er nun auch endlich einen Bissen von der Maus. Von dem ganzen Hin- und Hergetrage lief ihm schon das Wasser im Mund zusammen.
Nachdem er geschluckt hatte und sich erfreut die Lippe leckte, blickte er sich im Lager um. Einige Katzen schliefen schon, doch Waschbärfuß erblickte Honigstern und Lavendelfrost die sich unterhielten und- beinahe wäre der Kater zusammengezuckt. Neben den beiden lag der leblose Körper von Dämmersang.
Etwas Trauer überkam ihn, schließlich war sie die letzte Älteste des DonnerClans gewesen. Wer würde den Jungen und Schülern denn jetzt spannende Geschichten erzählen? Die Krieger hatten genug Pflichten zu erfüllen, weshalb es Waschbärfuß schon immer erfreulich gefunden hatte, dass die Ältesten, deren schwache Körper nicht mehr Jagen oder Kämpfen konnten, wenigstens auf diese Weise dem Clan helfen konnten. Dass nun auch Dämmersang ihren Weg zum SternenClan aufnahm war bedrückend.
"Es ist schade, dass der Clan nun keine Ältesten mehr hat, nicht wahr?", meinte Waschbärfuß zu seiner Gefährtin.
"Ich stelle es mir gar nicht so schlecht vor, ein Ältester zu sein und die Schüler an zumeckern, dass sie nicht so gutes Moos für mich finden, wie du.", schnurrte er belustigt, um die Stimmung etwas zu lockern.
"Was glaubst du, wer von uns wird früher in den Ältestenbau umziehen? Ich bin schließlich noch super fit, auch wenn ich älter bin als du, vielleicht halten meine Knochen den Kriegerpflichten ja länger stand als deine."
Lächelnd nahm er noch einen Bissen von der Maus und schob den Rest dann zu Grauschimmer.
Insgeheim wünschte er sich natürlich, dass die beiden gemeinsam alt wurden, aber er musste zugeben, dass Grauschimmer schon immer die Energiegeladenere gewesen war, weshalb sie wohl selbst in 100 Monden noch einem Eichhörnchen nachjagen würde.