Finsterpfote

Schülerin | SchattenClan

---> SchattenClan-Lager [SchattenClan-Territorium]


Aufmerksam suchten meine grünen Augen, die Umgebung ab, während ich dem Zweiten Anführer mit schnellen Schritten durch das mir mittlerweile bekannte Territorium folgte. Wie oft war ich in meiner Schülerzeit einer anderen Katze aus dem Lager gefolgt, mal Distelherz, mal Weidentanz und auch mal meinem älteren Bruder. Eines meiner Ohren zuckte leicht, als ich an die beiden Trainingseinheiten mit der cremefarbenen Kriegerin und Düsterpfote zurückdachte und ein leichter Schmerz durchzuckte mich, als ich mich an die gefallenen Worte erinnerte. Nach all den Sonnenaufgängen besaßen sie immer noch mehr Schärfe als Krallen sie jemals besitzen konnten und obwohl mein Kopf stolz erhoben blieb, atmete ich ein klein wenig schneller. Wie lächerlich es doch gewesen war, zu versuchen eine Kätzin zu beeindrucken, die immer nur Fehler an mir sehen wollte und sich nicht darum kümmerte, was mir gelungen war. Ich aber würde es ihr schon noch zeigen. Sie würde mich ansehen und anerkennen müssen, wenn ich stark genug geworden war.
Stärker als sie.

Ich hielt mich dicht hinter Gewitterbrand und als wir anhielten und er uns die Kriegerprüfung erklärte, nickte ich entschlossen. Diese Prüfung war der nächste Schritt und dann würde Mohnstern mich zur Kriegerin ernennen. Kurz warf ich einen Blick auf Feldpfote, die meine aktuelle Konkurrentin und Mitstreiterin zugleich darstellte. Sie war um einiges jünger als ich, daher auch unerfahrener, aber wenn ich nicht einmal sie schlagen konnte, wie würde ich jemals eine Chance gegen Weidentanz haben? Kurz sah ich zu Haselfeder und Zedernherz, bevor ich der Schülerin noch einmal einen kurzen Blick zuwarf.
Gib dein Bestes, miaute ich mit fast schon etwas kühler Stimme. Das war keine Drohung und kein Glückwunsch, bloß eine Aufforderung. Ich würde jagen, um zu beweisen, was ich konnte und dass ich meinen Kriegernamen verdient hatte, um meinem Ziel näher zu kommen ... Ich würde mir keinen Fehler erlauben und zu der stärksten Katze werden, die der Clan jemals gesehen hatte.
Und ungeachtet welches Können und wie viel Erfahrung Feldpfote besaß, wollte ich nicht unbedingt mit oder gegen jemanden antreten, der nicht sein Bestes gab.  

Finsterpfote

Schülerin | SchattenClan

Das Feldpfote meinen Blick mit einer gewissen Kühle erwiderte, spornte mich nur an, als ich mich abwandte und in den Kiefernwald hineinbegab. Dass die andere Schülerin jünger war als ich, kümmerte mich nicht sonderlich, wichtig war, dass ich diese Prüfung ohne jegliche Probleme abschloss und so lief ich mit gespitzten Ohren und leicht geöffnetem Maul weiter. Ich konzentrierte mich darauf, keine unnötigen Geräusche zu machen, um eventuelle Beute nicht frühzeitig zu verschrecken. In der Blattleere war Beute nach wie vor schwer zu finden und wenn ich Weidentanz eines Tages schlagen wollte, durfte ich mir auch jetzt keinen Fehler erlauben.

Bald schon hatte ich die Spur eines Vogels gefunden, der ich nun nahezu lautlos durch das Unterholz folgte. Plötzlich ließ ein Rascheln mich mitten in der Bewegung innehalten. Mit einem Mal war mein Körper wie eingefroren, doch meine entschlossen zusammengekniffenen grünen Augen suchten aufmerksam den Kiefernwald vor mir ab, ehe ich den großen rötlichbraunen Vogel erblickte, der im Unterholz wohl nach etwas Fressbarem pickte. Einen so großen Vogel hatte ich überhaupt noch nie gesehen und so musterte ich für einen Moment lang unbewegt die rotbraunen Federn, die grünlichen Federn am Kopf und die längeren Schwanzfedern, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte und mich langsam näher an das Tier heranschob, ohne dabei meine Deckung aufzugeben.
Dann wie ein zurückschnalzender Ast löste sich die Spannung in meinem Körper, als ich mich mit den Hinterbeinen abstieß und geschmeidig nach vorne schoss. Mit meinem ganzen Gewicht warf ich mich auf das Beutetier, dessen Größe beachtlich war und grub meine Zähne in seinen Nacken. Es schrie auf und für einen Moment spürte ich die stechenden Federn an meinem Körper, als es mit den Flügeln schlug. Ich aber ließ nicht los und mit meinem Gewicht konnte das Tier sich unmöglich in die Luft erheben. Den schmerzhaften Kratzer, wo mich der Schnabel erwischt hatte, ignorierte ich und einen Moment, ehe ich beinahe losgelassen hätte, gelang es mir endlich, das Federkleid am Hals meiner Beute endgültig zu durchstoßen. Erleichtert spürte ich, wie die Gegenwehr meiner Beute endlich schwächer wurde und der Körper schließlich ganz erschlaffte. Der warme Geschmack von Blut breitete sich in meinem Körper aus, ich aber stand vor einer weiteren Frage.
Wie konnte ich meine Beute am besten zum Treffpunkt schaffen können? Der rotbraune Vogel war mindestens so groß wie der braune für dessen Fang ich Weidentanz als Junges so bewundert hatte. Ich ignorierte den Schmerz der bei dieser Erinnerung in mir hochkam und schob den Gedanken zur Seite. Ich habe ihn gefangen, ging es mir durch den Kopf. Und ich werde noch besser werden. Früher oder später wird sie zugeben müssen, dass ich sie übertrumpft habe. Sie wird mich anerkennen müssen.
Entschlossen packte ich meine Beute so, dass ich ihr weder den Flügel ausreißen, noch sie vollständig schlammig machen würde. Der Vogel war schwer und es war gar nicht so einfach mit ihm zu laufen, aber ich war entschlossen. Wenn noch Zeit war, würde ich auch noch einmal losziehen, aber erst einmal würde ich meine Beute zurückbringen.
Mal sehen, was Feldpfote schon so gefangen hat, ging es mir durch den Kopf, als ich meine schwere Beute zwischen den Bäumen hindurch in Richtung Lagerplatz schleppte. Ich würde diese Prüfung auf jeden Fall bestehen.