c.f. DonnerClan-Lager

Schneeflocke leitete die Truppe durch das raschelnde Unterlaub. Die kleine, weiße Kätzin schlängelte sich geschickt an allen Hindernissen vorbei, hörte jedoch, wie Haselsturm, der ihr dicht auf den Fersen war, den ein oder anderen Ast streifte – seine kräftigere Statur hier ein klarer Nachteil. Ihre Ohren zuckten bei jedem Geräusch und je tiefer sie in den Wald eindrangen, umso stärker wurde ihr Körper in den Jagdmodus versetzt. Sie hielt einen Atemzug lang inne, als sie begann, Regentropfen auf ihrem Kopf zu spüren, schüttelte sich dann jedoch bloß einige Tropfen von der Nase und fuhr in vorherigem Tempo fort. Sie sah über ihre Schulter zu den beiden Katern zurück, prüfte, ob sie, aber vor allem Rauchtatze, ihr noch immer folgten – ob der SchattenClaner den Anschluss nicht verloren hatte. Sie stellte zufrieden fest, dass beide voll und ganz bei der Sache zu sein schienen, auch wenn die misstrauische Miene des silbernen Katers mit den dunklen Tigerungen noch immer deutlich zu erkennen war. Einen Moment lang legte Schneeflocke ihre Ohren leicht betrübt an, hatte ihren Blick wieder nach vorne gerichtet, bevor sie sich einige Regentropfen von den Ohrenspitzen zuckte.

Ihr Gefährte holte zu ihr auf und drückte seine Nase einen Moment lang in das feuchte Wangenfell der Kriegerin. Sie schenkte ihm einen liebevollen Blick, bevor sie seinem zu Rauchtatze folgte. Haselsturm schlug vor, sich an dieser Stelle aufzuteilen und nach Beute zu suchen und Schneeflocke nickte sofort in Zustimmung, wartete jedoch noch auf die Antwort des ehemaligen SchattenClan-Katers. Dieser gab recht schnell seine knappe Antwort und schlüpfte dann bereits tiefer in das Unterholz. „Viel Erfolg!“, rief die Kriegerin sanft hinter ihm her. Die weiße Kätzin folgte dem Anblick seiner Silhouette, bis diese völlig vom Wald verschluckt wurde und wandte sich dann an Haselsturm, der sie mit einem Lächeln verabschiedete. „Und dir.“ Sie blinzelte ihm verliebt entgegen und sah auch ihm noch einen Moment nach, als er sich von ihr entfernte, sein bauschiger Schweif bereits geplättet durch die Nässe. Ein Schurren rollte in ihrer Kehle, wurde jedoch nach einem Augenblick durch das kräftige Schütteln ihres Pelz’ beendet. Sie spitze ihre Ohren und prüfte mit offenem Maul die Luft. Viele Gerüche wurden durch den des Regens geschwächt, doch einen Hauch von Maus konnte auch sie vernehmen und folgte diesem zielgerichtet.

Erneut wand sich die schlanke Kätzin durch das Unterholz, berührte kaum ein Blatt oder Ast, rutschte durch das geringe Körpergewicht nicht auf dem schlammigen Boden aus. Die Spitze ihres Schweifs zuckte konzentriert, als sie der Fährte folgte, die immer intensiver wurde. Die verschiedenfarbigen Augen suchten den Waldboden nach Spuren ab, als Schneeflocke eine kleine Waldmaus im Wurzelbereich eines Baumes entdeckte, wie sie Unterschlupf vor dem Regen suchte. Der Schauer hatte auch Vorteile für den Jäger, denn auch ihr Geruch wurde von den Tropfen wie weggewaschen, die Geräusche, die ihre Pfoten auf dem Boden kreierten, von dem Prasseln des Regens übertönt. Die Maus ahnte nichts, als Schneeflocke eine geduckte Haltung einnahm und sich voran schlich. Ihre Pfoten kribbelten vor Anspannung, doch sie war geübt darin, sich zu gedulden, wartete die richtige Distanz ab, bevor sie eine kauernde Haltung einnahm. Noch einen Herzschlag lang fixierte sie die Maus mit ihrem Blick, hielt einen Moment den Atem an und wagte dann einen gezielten Sprung. Treffer. Das Tier schaffte es nicht einmal mehr, ein Geräusch von sich zu geben, bevor Schneeflocke dessen Leben beendete. Sie legte es einen Moment lang ab, leckte sich das Blut von den Reißzähnen und hielt auf dem Wurzelwerk des Baumes inne, bis ihr Puls sich normalisierte. Fast sofort nahm sie einen weiteren Duft war, stärker als der zuvor. Vogel? Sie war sich nicht sicher, doch sie wusste, dass sie schnell handeln musste. Einen Moment lang überlegte sie, die Maus mitzunehmen, schätze dann jedoch ein, dass dieser andere verlockende Geruch in greifbarer Nähe sein musste, weswegen sie das leblose, braune Tier mit der Pfote unter eine hervorstehende Wurzel schob – hoffend, dass dieses Versteck sicher genug wäre.
Sie lief um den Stamm des Baumes herum, öffnete erneut das Maul, um sich die Gerüche auf der Zunge zergehen zu lassen und spürte sofort, wie ihr das Wasser im Maul zusammenlief. Sie folgte der Spur einige Schritte und hörte dann ein Rascheln, welches die Geräusche des Regens durchdrang. Sie blickte zur Seite und entdeckte eine dicke Waldtaube, sie sich augenscheinlich nach Nestmaterial umschaute. Einige kleine Zweige hielt sie bereits im Schnabel, das silberne Federkleid des Tiers ließ die Tropfen vom Himmel abperlen. Schneeflocke wusste, dass es eine größere Herausforderung wäre, diesen Vogel zu erlegen, der jederzeit zum Flug ansetzen konnte, um ihr zu entkommen – das würde sie jedoch nicht davon abhalten, es zu versuchen. Ihre Schnurrhaare zuckten, als sie sich auf dem Boden flach machte, sich so klein machte, dass sie spürte, wie die schlammige Erde ihr Bauchfell strich. Sie hob ihren Brustkorb wieder ein wenig, bis sie den perfekten Abstand ausgemacht hatte und rutschte dann vorwärts. Ihre Ohren zuckten, als andere Geräusche des Waldes die Taube aufhören ließen – sie glaubte ein Husten zu hören? Angespannt zuckte ihre Schwanzspitze und sie wartete den Moment ab, in der Hoffnung, dass die Taube ihre Suche fortsetzen würde. Zum Glück tat sie das, als der Moment vorbei war und die schneeweiße Kätzin schlich leichtfüßig voran. Sie folgte dem watschelten Tier mit ihrem Blick, als dieses sich bewegte und schlüpfte flink in einen Busch, ohne weiteres Aufsehen zu erregen. Aus dem Schatten der Blätter beobachtete Schneeflocke das Tier, welches sich überraschenderweise plötzlich ihrem Versteck näherte. Sie konnte nicht länger zögern und überlegte deshalb nicht lange. Sie sprang kräftig ab und durchbrach die Blätter des Buschs, welcher nun raschelte und knackte. Die Taube war sichtlich alarmiert und streckte die Flügel aus, stieß sich vom schlammigen Boden ab, rutschte jedoch in der Panik einen Augenblick umher, geriet aus dem Gleichgewicht - die gesammelten Äste fielen zu Boden. Und dann war es bereits zu spät. Das flatternde Tier befand sich in den Fängen der Jägerin, die prustend und über den Boden schlitternd nach der Kehle des Tiers schnappte. Ihre Krallen gruben sich tiefer, um ja nicht den Halt zu verlieren, einige Flügelhiebe trafen ihr Gesicht. Sie hielt den Vogel fixiert und schaffte es nach einigen Herzschlägen den Nacken des Tieres zu durchbohren, welches in ihren Krallen zusammensackte, den Kampf leblos beendete.

Die Federn der Waldtaube kitzelten ihre Nase, als sie zum Baum, wo sie die Maus versteckt hatte, zurückkehrte. Mit Erleichterung stellte Schneeflocke fest, dass sie noch am selben Ort aufzufinden war und zog sie mit der Pfote aus ihrem Versteck. Sie legte die Taube kurz ab und überlegte kurz, wie sie beide Tiere in ihrem Maul transportieren sollte, fand dann jedoch einen Weg, der es gerade so zuließ. Die Taube auf der linken Seite ihres Kiefers und die Maul auf der rechten, machte sie sich auf den Weg zu dem Punkt zurück, wo sich der Jagdtrupp aufgeteilt hatte. Sie hielt ihren Kopf hoch, damit der dicke Körper der Taube nicht auf dem Boden schliff und fand ihren Weg trotz des Regens schnell zurück. Zu ihrer Freude waren sowohl Haselsturm, als auch Rauchtatze bereits anwesend und tauschten ein paar Worte, jedoch lenkte Haselsturms Anblick vom Geschehen ab. Brustfell und Gesicht des Katers waren völlig schlammig - er konnte froh sein, dass er sowieso schon braunes Fell besaß -, auch die Vorderbeine wirkten durchnässt und dreckig. Schneeflocke beschleunigte ihr Tempo und kam bei den beiden an. Sie legte ihren Fang behutsam auf der nassen Erde ab und bemerkte erst vom Nahen, dass Rauchtatze ein großes Eichhörnchen im Maul trug. Ihre Augen funkelten ihm entgegen, sie war stolz auf den Kater, der sich sofort im fremden Territorium zurechtzufinden schien. „Beeindruckend, Rauchtatze. Das kann der Clan sicher gut gebrauchen!“ Sie lächelte ihm offen zu, ein Schnurren untermalte die positiven Worte und ihr Schweif war in die Höhe geschnellt. Sie blickte zu ihrem Gefährten – musterte sein schmutziges Fell fürsorglich und stellte sich auf ihre Hinterläufe, um ihm über sein schlammiges Kinnfell zu lecken. Sie ließ sich wieder fallen. Die DonnerClan-Kriegerin hatte bemerkt, dass er keine Beute mitgebrachte hatte, sah seinen nüchternen Ausdruck – er war sichtlich enttäuscht. „Oh, Haselsturm…“, murmelte sie besorgt. Sie konnte sich ausmalen, was passiert war, wollte nicht nachfragen, um ihn weiter zu demütigen. Sie würde ihm helfen, sich vom Schlamm zu befreien. „Der Boden ist heute wirklich sehr rutschig, beim nächsten Mal klappt es besser.“ Sie versuchte ihn zu ermutigen, sah zu ihm hoch, suchte den Blickkontakt zu seinen goldenen Augen. „Würdest du mir tragen helfen, Haselsturm?“